IPPNW-Pressemitteilung vom 20. September 2024

Ukrainekrieg: Vorrang für Verhandlungen

UN-Generalversammlung und US-Reise von Selenskyj

20.09.2024 Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW begrüßt die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, dass die Zeit für intensivere diplomatische Bemühungen zur Beendigung des Ukrainekrieges gekommen sei. Sie fordert nun eine diplomatische Initiative der Bundesregierung für Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen. Die gestrige Entscheidung des Europaparlaments zum Einsatz weitreichender Waffen gegen Ziele in Russland sei dagegen ein gefährlicher Schritt und steigere die atomare Eskalationsgefahr des Krieges. Die IPPNW appelliert an den Bundeskanzler, sich gegenüber den USA für einen Nachfolgevereinbarung zum INF-Vertrag einsetzen, um den Rüstungswettlauf bei weitreichenden Waffensystemen zu stoppen.

Olaf Scholz hatte erklärt, er sei mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einig, dass Russland am nächsten Friedensgipfel teilnehmen solle. Auch eine große Mehrheit von 68 Prozent der deutschen Bevölkerung spricht sich laut einer INSA-Umfrage für Verhandlungen aus. Die IPPNW unterstützt dabei den Vorschlag von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, eine internationale Kontaktgruppe ins Leben zu rufen, um eine Friedensinitiative im Ukraine-Krieg anzustoßen. Dazu könnten u.a. anderem Länder wie China und Brasilien gehören, die im Mai einen 6-Punkte-Plan zum Ukrainekrieg vorgelegt hatten. Die Politikwissenschaftler Klaus Mögling und Hajo Funke schlagen die Einrichtung einer hochrangigen Verhandlungskommission unter Leitung des UN-Generalsekretärs mit Vertretern einflussreicher Brics-Staaten sowie der USA, der EU und der OSZE vor.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will nächste Woche zur UN-Generalversammlung nach Washington reisen und sich am Rande mit US-Präsident Joe Biden und US-Vizepräsidentin Kamala Harris treffen, um ihnen seinen sogenannten „Siegesplan“ vorstellen. Zwei Staaten, die gleichzeitig geopolitische Rivalen sind, tragen eine besondere Verantwortung für einen Verhandlungsfrieden: Die USA und China. Der US-Präsident könnte Russland Verhandlungsoptionen anbieten, die als Türöffner für Gespräche mit der Ukraine dienen könnten. Gleichzeitig müssten die USA deeskalierende Angebote in Bezug auf ihre Rivalität zu China machen, um im Gegenzug mehr Engagement von China gegenüber Russland für Verhandlungen zu erwirken.

Der Krieg in der Ukraine ist ein multidimensionaler Konflikt. Direkte Verhandlungen zwischen den Hauptkonfliktparteien müssen daher begleitet werden von Verhandlungen zwischen Russland und der NATO, bzw. Russland und den USA. Das würde jedoch ernsthafte Kompromissbereitschaft aller Beteiligten voraussetzen.

Die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen warnt im Vorfeld des US-Besuchs von Selenskyj: „Eine Entscheidung der USA und Großbritanniens, der Ukraine die Genehmigung für den Einsatz weitreichender Waffensysteme zu erteilen, die tief nach Russland hineinreichen, wäre schon lange vor der angekündigten Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland ein weiterer Schritt in eine äußerst gefährliche Eskalation. Damit wären Angriffe auf die russische militärische Infrastruktur wie das russische Frühwarnsystem möglich, die das nukleare Gleichgewicht der beiden nuklearen Supermächte, USA und Russland, ins Wanken bringen könnten“, so die IPPNW-Vorsitzende Angelika Claußen. Die Ankündigung des russischen Präsidenten, die Produktion von Mittelstreckenwaffen wieder aufzunehmen, zeige wie gefährlich die angekündigte Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenwaffen ist.

Die Insa-Umfrage vom 23. August 2024 finden Sie unter www.emma.de/artikel/ukraine-krieg-mehrheit-fuer-friedensverhandlungen-341207

Das IPPNW-Papier „Waffenstillstand und Friedensverhandlungen für die Ukraine finden Sie unter www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Waffenstillstand_und_Frieden_Ukrainekonflikt.pdf


Kontakt:
Angelika Wilmen, IPPNW Deutschland, wilmen@ippnw.de, 030 698074 13

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Ansprechpartner*innen

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de


Dr. Jens-Peter Steffen

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