Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW begrüßt die gestern am Rande der COP28 verabschiedete Deklaration zu "Klima, Nothilfe, Wiederaufbau und Frieden". Darin werden ein entschiedenes Vorgehen der Weltgemeinschaft im Hinblick auf die humanitären und gesundheitlichen Folgen der Klimakrise gefordert. Erstmals wurden auf einer Weltklimakonferenz explizit Gesundheitsthemen adressiert. Die Deklaration ist allerdings nicht verbindlich und konkrete Schritte, wie die Gesundheitsfolgen der Klimakrise angegangen werden können, werden nicht angegeben.
Zugleich warnt die IPPNW am Rande der Verhandlungen in Dubai davor, dass notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise ins Hintertreffen geraten. Nur ein verpflichtender Ausstiegsplan aus den fossilen Energien, ausreichende Finanzmittel zur Klimawandelbekämpfung und ein Programm zur globalen Gesundheitsförderung können die Erde langfristig bewohnbar halten. Zudem fordert die IPPNW eine Transparenzpflicht bei der Erfassung von Emissionen im Militärbereich.
"Die anhaltenden Investitionen in die Förderung von Öl, Gas und Kohle, klimaschädliche Subventionen sowie die massive weltweite Aufrüstung versperren den Weg zu einer sozial-ökologischen Transformation, die nötig ist, um die 1,5 Grad Grenze einzuhalten", sagte die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen. "Krieg und die Klimakrise gehören zu den gefährlichsten Treibern von Krankheit, Tod und Unsicherheit - und sie verstärken sich gegenseitig. Das Geld gehört dorthin, wo es Menschen hilft, statt Schaden anzurichten."
Die IPPNW begrüßt die Schaffung eines Fonds für Schäden und Verluste durch die Klimakrise, wie Extremwetterereignisse, Meeresspiegelanstieg oder Dürren. Die bislang zugesagte Summe von schätzungsweise 400 Millionen Dollar reicht jedoch bei Weitem nicht aus und wird von den weltweit jährlich 2240 Milliarden US-Dollar für Rüstungsausgaben eindeutig in den Schatten gestellt.
Hinzu kommt die massive Abhängigkeit des militärischen Sektors von fossilen Energieträgern. Der militärische Sektor ist für etwa 5,5% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, im Vergleich zu etwa 4,5% durch den weltweiten Gesundheitssektor. Emissionen im Militärsektor sind von den Zielen des Pariser Klimaabkommens ausgenommen. Es besteht keine Berichtspflicht in diesem Bereich. Die Militärausgaben der NATO-Staaten allein können die von den reichen Industrienationen zugesagte Klimafinanzierung in Höhe von 100 Milliarden Dollar pro Jahr über mehr als eine Dekade decken.
Die IPPNW fordert die deutsche Bundesregierung dazu auf, sich nicht nur rhetorisch, sondern auch in der Umsetzung hinter das 1,5 Grad Ziel und einen schnellstmöglichen Ausstieg aus den fossilen Energien zu stellen. Die Aufrüstungspläne und die angekündigte Einhaltung der Schuldenbremse in Haushalt 2024 bedrohen dieses Ziel gleich doppelt. Als Industrienation trägt Deutschland in erheblichem Maß Mitschuld an den bereits beobachtbaren Folgen der Klimakrise. Die Bundesregierung sollte der klimapolitischen Vorbildfunktion gerecht werden, die sie für sich in Anspruch nimmt.
Die IPPNW ist dieses Jahr erstmals auf der Weltklimakonferenz vertreten. Die vierköpfige Delegation von Ärztinnen und Ärzten stammt aus Norwegen, Kenia, Nepal und Deutschland.
Kontakt:
Frederic Jage-Bowler (Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), jagebowler[at]ippnw.de, 030 698074 15
Weitere Informationen:
Studie "Climate Crossfire. How NATO's 2% military spending targets contribute to climate breakdown": www.ippnw.de/startseite/artikel/de/2-ziel-der-nato-bedeutet-26-billio.html
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