Anti-Atomkraft-Organisationen aus dem Emsland und dem Münsterland rufen für den morgigen Mittwoch, 14. Dezember, um 14 Uhr erneut zu einer Mahnwache vor der Lingener Brennelementefabrik des französischen Atomkonzerns Framatome auf. Anlass ist die Ankunft des russischen Uranschiffs "Mikhail Dudin" im Hafen von Rotterdam am heutigen Dienstag. Das Schiff ging heute Vormittag zunächst in Warteposition vor der Hafeneinfahrt.
Während diese Woche in Wilhelmshaven am neuen LNG-Terminal die angebliche Energieunabhängigkeit von Russland gefeiert wird, bringt der russische Atomfrachter höchstwahrscheinlich wie schon Ende September und Mitte November russisches Uran für die Atomfabrik in Lingen/Emsland mit. Zudem steht der Abtransport von Brennstäben aus Lingen für die kasachische Brennelementefabrik Ulba in Ust-Kamenogorsk bevor.
In einer gemeinsamen Erklärung von französischen, niederländischen, russischen und deutschen Umweltorganisationen kritisieren diese angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs auf die Ukraine scharf die fortgesetzte Zusammenarbeit von Framatome mit dem russischen Kreml-Konzern Rosatom, insbesondere die Ankündigung eines Joint Venture für die Belieferung osteuropäischer AKW. Zudem kritisieren sie die Ausweitung der Brennelementexporte von Lingen Richtung Kasachstan.
Bundesamt BASE schreibt Anti-Atomkraft-Initiative / Jusos gegen Exporte
In einer Mail an das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen vom 9. Dezember reicht das für die Genehmigung von Atomtransporten zuständige Bundesamt BASE die politische Verantwortung für die Kasachstan-Exporte an das Bundesumweltministerium (BMUV) weiter. Man habe als Bundesamt das BMUV gefragt, ob es bei der Genehmigung für dieses Exportgeschäft einen Ermessensspielraum habe. Das BMUV habe jedoch mitgeteilt, dass ohne entsprechende EU-Sanktionen die Genehmigung zu erteilen sei.
Zudem meldete die Neue Osnabrücker Zeitung gestern, dass sich die Jusos in Niedersachsen gegen weitere Atomgeschäfte mit Russland und für die Stilllegung der Brennelementefabrik in Lingen ausgesprochen haben. Das ist ein erster Riss in der rot-grünen Landeskoalition.
"In der Ukraine werden seit Monaten von der russischen Armee massive Kriegsverbrechen verübt. Dennoch hält Framatome an der Kooperation mit dem auch im ukrainischen AKW Saporischschja aktiven Kreml-Konzern Rosatom fest. Framatome ignoriert den russischen Angriff auf die Ukraine komplett und redet in Lingen nur von "Standortsicherung". Die Bundesregierung hingegen schiebt die Verantwortung auf die EU ab. Dieses kollektive Wegschauen ist nicht akzeptabel, weil es den Einfluss Russlands im Atombereich deutlich erhöht. Wir fordern das sofortige Ende der Atomkooperationen mit Russland sowie den Stopp der in der letzten Woche verkündeten Ostexpansion. Wir brauchen stattdessen die vom Bundesumweltministerium geforderte Stilllegung der Lingener Brennelementefabrik," so Alexander Vent vom Lingener Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner:innen im Emsland.
"Wenn es um Sanktionen gegen Russland geht, bleibt Atomkraft nach wie vor ein Ausnahmebereich. Framatome hat leider deutlich erklärt, dass der Konzern die Beziehung mit Rosatom nicht aufkündigen möchte. Aber trotzdem wird in Frankreich der Mythos der Energie-Unabhängigkeit durch Atomkraft weiter aufrecht erhalten. Frankreichs Atompolitik ist ein gefährlicher Irrweg," erklärte Charlotte Mijeon vom landesweiten französischen Anti-Atom-Netzwerk Réseau Sortir du nucléaire.
"Die russische Armee bombardiert die Ukraine jeden Tag, Tausende unschuldige Menschen sterben deshalb. Die Kosten für diesen Krieg werden nicht nur vom Putin-Regime in Moskau bezahlt, sondern auch von den europäischen Ländern, die weiterhin bei Rosatom russisches Uran sowie nukleare Dienstleistungen einkaufen. Das sollte sofort gestoppt werden. Wir fordern: Keine Kooperation mit Rosatom und kein Geld für diesen blutigen Krieg," ergänzte Vladimir Slivyak, Ko-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation Ecodefense und Träger des Alternativen Nobelpreises.
21. Januar: Anti-Atom-Kundgebung in Lingen
Für Samstag, 21. Januar, rufen die Anti-Atom-Organisationen zu einer weiteren Kundgebung in Lingen gegen die Brennelementepläne und die aktuelle Laufzeitverlängerung für das benachbarte Atomkraftwerk Emsland auf.
Kontakte:
Alexander Vent (Bündnis AgiEL): 0157-59690000
Charlotte Mijeon (Réseau Sortir): +33-(0)6-64660123
Vladimir Slivyak (Ecodefense): 0178-1792352
Dirk Bannink (LAKA): +31-6-18309004
Dr. Angelika Claußen (IPPNW): 0172-5882786
Matthias Eickhoff (Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen): 0176-64699023
Weitere Infos:
atomstadt-lingen.de/aktuelles, www.ippnw.de, www.bbu-online.de, www.sofa-ms.de
Herausgeber*innen
Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner:innen im Emsland
Réseau Sortir du nucléaire, Frankreich
LAKA Foundation, Amsterdam/Niederlande
Ecodefense, Russland
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Elternverein Restrisiko Emsland
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
IPPNW – Internationale Ärzte*innen für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung
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