Das Bündnis European Alliance for the Self-Determination of Indigenous PeopleS hat am Dienstag in einem Statement auf die Folgen des Uranbergbaus auf dem Territorium indigener Völker aufmerksam gemacht. Das Statement richtet sich an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sowie an den Präsidenten und die Mitglieder des EU-Parlaments, die bis Ende des Jahres darüber entscheiden sollen, ob Atomenergie als „nachhaltige“ Investition eingestuft und in die EU-Taxonomie aufgenommen wird. Als Mitunterzeichnerin unterstreicht die Internationale Ärzt*innenorgansiation für die Verhütung des Atomkriegs die katastrophalen, gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus, insbesondere für die indigene Bevölkerung.
„In vielen Regionen der Welt, in denen Uran für den Gebrauch in der EU abgebaut wird, gefährdet der Bergbaus die Gesundheit der Bergarbeiter*innen und der Bevölkerung in der Umgebung“, erklärt IPPNW Co-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen. Sowohl der konventionelle Uranabbau als auch das sogenannte in-situ Leaching seien hochgradig schädlich. In Niger belegten Studien bereits 2004 / 2005 die radioaktive Belastung von Trinkwasser und Atemluft über die WHO-Grenzwerte hinaus.
„In den Debatten zur EU Taxonomie wird kaum beachtet, dass die EU 95% bis 98% des Urans, welches in europäischen Atomkraftwerken benötigt wird, aus dem nicht europäischen Ausland importiert wird“, so Claußen weiter. Dabei lieferten Länder wie Australien und Kanada einen beträchtlichen Teil des Atomkraftwerk-Brennstoffs. Dieser stamme größtenteils aus den Territorien indigener Völker. Im Norden der kanadischen Provinz Saskatchewan finde der Uranbergbau auf dem Land der Dene und teilweise der Cree First Nations statt. In Australien seien vor allem die Aboriginal-Völker vom Uranbergbau betroffen. Mehrere, zum Teil bereits geschlossene, Uranbergwerke lägen auf traditionellem Territorium der Aboriginal-Völker – die Landrechte würden missachtet.
„Diese Realität, sowie die Umweltzerstörung und gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus in den Abwägungen zur Taxonomie nicht zu unterschlagen, ist unverantwortlich. Beim Uranbergbau kommt der kolonialistische Charakter der Atomindustrie zum Vorschein. Die EU muss sich deshalb für ein schnelles Ende des Uranbergbaus und klimafreundliche Investitionen in der EU-Taxonomie einsetzen“, betont Claußen.
Die EU-Taxonomie ist ein mächtiges Förderinstrument, welches bestimmen soll, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig deklariert werden und welche nicht. Investitionen in Erdgas und Atomenergie würden somit im Falle einer Aufnahme in die Taxonomie steigen. Gleichzeitig würden weitere Anreize für private und öffentliche Anlagen geschaffen. Dadurch könnte auch die Energiewende hin zu 100% Erneuerbaren durch fehlende Gelder ausgebremst werden.
Das Statement finden Sie hier:
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Alliance-statement-EU-Taxonomy-EU-EP-final.pdf
Weitere Informationen:
uranium-network.org/wp-content/uploads/2021/08/2021-Juli-u-n-org-zu-JRC-Report.pdf
www.nuclear-risks.org/de/uranabbau/artikel-uranabbau/uranabbau.html
Kontakt:
Lara-Marie Krauße (IPPNW), Tel. 030 / 69 80 74 15, Email: krausse[at]ippnw.de
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