Atomkraftwerks-Service: 40 Prozent Hilfskräfte, 10-Stunden-Schichten und die Verringerung von Prüfungen

Die im Bereich Herstellung und Wartung von Atomkraftwerken tätige Siemens AG bzw. die Beteiligungsgesellscahft Framatome ANP setzt bei der Wartung der deutschen Atomkraftwerke bis zu 40% "Hilfskräfte" ein. Die Arbeiter werden oft in 10-Stunden-Schichten in den Strahlenbereichen eingesetzt. Der zunehmende Kostendruck aufgrund der Teil-Liberalisierung der Strommärkte führen obendrein dazu, dass Wartungsarbeiten, Prüfungen und Revisionszeiten reduziert werden.

40 Prozent Hilfskräfte und 10-Stunden-Schichten

Die Atomfirma Siemens setzt bei der Wartung der deutschen Atomkraftwerke bis zu 40% "Hilfskräfte" ein. Nach Angaben von Siemens sind die Hilfskräfte selbst beim Austausch sogenannter Steuerstabantriebe beteiligt, die im Notfall die Atomkraftwerke abschalten sollen. Wegen des zunehmenden Kostendrucks aufgrund der Strommarktliberalisierung werden sie in 10-Stunden-Schichten in den Strahlenbereichen eingesetzt.

Verkürzung von Revisionszeiten

Um die Kosten für den Reaktorbetrieb zu reduzieren, werden zudem die jährlichen "Revisionszeiten", bei denen einzelne Anlagenteile überprüft und repariert werden, immer stärker verkürzt. Im Atomkraftwerk Neckarwestheim-2 wurde die Revisionszeit innerhalb von fünf Jahren von 33 Tagen auf 17 Tage um die Hälfte reduziert.

Neue Instandhaltungskonzepte

Der Kostendruck führt in deutschen Atomkraftwerken auch zur Einführung neuer Instandhaltungskonzepte: Immer weniger Anlagenteile werden einer intensiven Prüfung unterzogen und bei mehrfach vorhandenen Sicherheitssystemen werden Reparaturen einzelner Systeme zeitlich verschoben. Bei der Prüfung der rund 20.000 Armaturen eines Atomkraftwerks, von denen ein erheblicher Teil als "Sicherheitsventile" zu den zentralen Sicherheitseinrichtungen gehören, plädierte Siemens für den Ausbau bzw. die Einführung einer "zustandsorientierten Instandhaltung", um "längere Service-Intervalle" zu erreichen.

Das bedeutet, daß Armaturen wesentlich seltener überprüft und "bis kurz vor die Abnutzungsgrenze" eingesetzt werden.

Bei Armaturen sowie Pumpen in den Not- und Nachkühlsystemen soll nach Angaben des Atomkraftwerks Grohnde nur noch der Zustand einzelner Komponenten überprüft werden. Die Ergebnisse werden dann auf die übrigen Komponenten übertragen ("Referenzmethode"). Hierbei sind aber "nur wahrscheinlichkeitsbehaftete Aussagen möglich", die eine "langjährige Erfahrung" erfordere, um die Meßergebnisse "richtig interpretieren zu können". Die Atomwirtschaft verläßt sich auf das Prinzip Hoffnung.

Von Henrik Paulitz, IPPNW

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Referent Atomausstieg, Energiewende und Klima
Email: schukalla[at]ippnw.de

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