Aus dem Atom-Energie-Newsletter November 2020

Atomausstieg in Belgien: ein ganzes Stück näher!

Laut einer im Oktober veröffentlichten Studie des Münchner Umweltinstituts wäre die belgische Stromversorgung selbst bei sofortiger Abschaltung der Reaktoren Doel 1 und 2 nicht gefährdet. Das untergräbt die Behauptung, die man in vielen Ländern hört, ein Atomausstieg würde unvermeidlich zum Blackout führen.

Auch der Betreiber Engie-Electrabel versucht mit der Sicherheit der Stromversorgung zu argumentieren um die Pannen-Meiler weiter betreiben zu dürfen - und das obwohl die beiden Reaktoren seit 2018, bereits zweimal zeitgleich für etwa 8 Monate stillstanden. Das Gegenteil ist der Fall: nicht das Abschalten, sondern der Betrieb der Meiler gefährdet durch das Alter und die rekordverdächtige Unzuverlässigkeit der Reaktoren die belgische Versorgungssicherheit.

 


Über diese Extrabelastung für das belgische Stromsystem hinaus, bergen die Reaktoren natürlich andere, wesentlich dramatischere Risiken: Das gesamte Gebiet um Doel ist hoch industrialisiert und dicht besiedelt: Millionenstädte wie Antwerpen, Brüssel oder Rotterdam sind weniger als 100km entfernt. Würde es zum Super-GAU in Doel, im Herzen Europas kommen, wären Millionen Menschen von der freigesetzten Radioaktivität bedroht.


Auch die europäische Wirtschaft wäre auf Jahrzehnte lahmgelegt: Der Antwerpener Hafen an dessen Eingang das AKW Doel liegt, ist der zweitgrößte Europas, direkt hinter… dem ebenfalls potentiell betroffenen Rotterdam.

Zum Glück hat sich die neue belgische Regierung zum Atomausstieg 2025 bekannt. Doch das kann noch schneller gehen, belegt die Studie des Umweltinstituts. Und der Ausstieg wird vielleicht sogar schneller stattfinden müssen, denn auch die Brennstäbe-Lieferungen aus dem niedersächsischen Lingen stehen dank dem unermüdlichen Einsatz von Atomkraftgegner*innen auf der Kippe.

Studie:

www.umweltinstitut.org/fileadmin/Mediapool/Aktuelles_ab_2016/2020/2020_10_12_Versorgungssicherheit_Belgien/Factsheet_Zur_Sicherheit_der_Stromversorgung_in_Belgien_Umweltinstitut_Muenchen_2020-10.pdf

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Ansprechpartner*in


Patrick Schukalla
Referent Atomausstieg, Energiewende und Klima
bis Ende Sept in Elternzeit



Dirk Seifert
Referent Atomausstieg, Energiewende und Klima
E-Mail: kontakt[AT]ippnw.de

Materialien

Titelfoto: Stephi Rosen
IPPNW-Forum 174: Der unvollendete Ausstieg: Wie geht es weiter für die Anti-Atom-Bewegung?
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