10.01.2019 Am 6. Dezember 2018 kam es in der Brennelementefabrik von Framatome/ANF in Lingen nach einer Verpuffung zu einem Brand in einem Labor des nuklearen Bereiches. Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums sollen etwa 55 Liter Wasserstoff in einer großen Stichflamme verbrannt sein. Leitungen mit uranhaltigem Wasser wurden aus den Verankerungen gerissen und verbrannten, so dass insgesamt 1000 Liter uranhaltiges Wasser ausgelaufen sei. Seit dem Brand ruht die Herstellung von Brennelementen in Lingen
Laut Werksleitung war ein Verdampfer mit uranhaltiger Flüssigkeit durch eine unerwartete chemische Reaktion in Brand geraten, in dem immer nur "einige 100 Gramm" Flüssigkeit verdampft würden, um darin enthaltenes Uran zurückzugewinnen.
Nach Angaben des Betreibers war in dem Labor nach Auslösung des Alarms Unterdruck erzeugt worden, um zu verhindern, dass gefährliche Stoffe durch die Luft nach außen gelangen.
In einer Sondersitzung des niedersächsischen Umweltausschusses war seitens der Atomaufsicht berichtet worden, dass in dem Labor mehr als 1000 Liter mit Uran kontaminiertes Wasser ausgetreten waren. Dieses sei aber nicht nach außen gelangt. Die Mitarbeiter der Atomfabrik waren evakuiert worden.
"Keine automatische Verbindung zur Rettungsleitstelle"
Die Brennelementefabrik ist nach Betreiberangaben nicht durch eine automatische Brandmeldeanlage mit der Rettungsleitstelle in Meppen verbunden. Der Brand sei daher manuell gemeldet worden. Der Verzicht auf eine automatische Verbindung zur Leitstelle sei beabsichtigt, da ansonsten die Gefahr bestehe, dass bei jedem Fehlalarm möglicherweise die gesamte Alarmkette ausgelöst werde.
Daraus lässt sich schließen, dass es wohl hin und wieder Alarm in der Brennelementefabrik gibt. Auch möchte die Betreibergesellschaft Framatome/ANF wohl die Kontrolle darüber behalten, welcher Alarm nach außen dringt und welcher nicht. Damit ist aber eine unabhängige Kontrolle bei Pannen wesentlich schwerer, Vertuschungen sind leichter möglich.
Auch stellt sich die Frage, warum es keine Berichte über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gibt. Schließlich wäre zu vermuten, dass bei einem Brand im nuklearen Bereich einer Atomanlage Ermittlungen zumindest auf fahrlässige Gefährdung von Mensch und Umwelt aufgenommen werden.
Aus für die Atomfabrik?
In Frankreich wird offenbar eine Beendigung der Brennelemente-Fertigung im deutschen Lingen in Erwägung gezogen. In einem Schreiben der Präfektur der südfranzösischen Region Okzitanien, das der Tageszeitung taz vorliegt, heißt es zur Begründung des Ausbaus einer Atomfabrik in Narbonne am Mittelmeer, die Herstellung von Atombrennstoff solle „auf französisches Territorium“ zurückverlegt werden. Grund dafür sei „das Anhalten der Produktion (in 2021) in der Anlage in Lingen in Deutschland“.
Die Bundesregierung zeigte sich von dem Schreiben der französischen Präfektur überrascht. Weder von Seiten des französischen Staates noch der Betreiberfirmen seien Planungen „bekannt, die Produktion von Kernbrennstoffen in der Anlage in Lingen zu reduzieren oder einzustellen“, sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministerins.
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