Für einen vollständigen Atomausstieg und die Energiewende

Atomenergie ist ursprünglich ein reines Beiprodukt der Atomwaffenherstellung gewesen und bleibt bis heute von der militärischen Nutzung nicht zu trennen. Es ist eine Energieform, die das Gegenteil von nachhaltig ist: Zwei Generationen erzeugen Strom, die anfallenden Abfälle bleiben auf Jahrtausende radioaktiv. Die IPPNW fordert den vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie, da sie eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit darstellt. Der für den Betrieb von Atomkraftwerken notwendige Uranbergbau verwandelt Landschaften in atomare Wüsten und kontaminiert die Lebensräume von Millionen Menschen. Hinzu kommen das nicht hinnehmbare Risiko einer Atomkatastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima. Doch auch im Normalbetrieb zeigen Studien erhöhte Krebsraten von Anwohner*innen und Personal von AKWs. Hinzu kommt das Risiko der Weiterverbreitung von militärisch nutzbarer Atomtechnologie und die weltweit ungelösten Probleme des AKW-Rückbaus und der Lagerung von Atommüll.
Die IPPNW beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Folgen jeglicher radioaktiven Strahlung, ob aus der alltäglichen Nutzung von Atomenergie oder aus den Folgen von Atomkatastrophen und Atomwaffentests und anderen militärischen Anwendungen, wie atomgetriebene U-Boote. Wir arbeiten aus pazifistischer Überzeugung für eine gesunde, klima- und zukunftsverträgliche Energieversorgung aus 100% erneuerbaren Energien.

Atomkraft – keine Klimaretterin!

Don't nuke the climateAtomkraft ist teuer und unzuverlässig, ist im Verhältnis zur Gesamtstromerzeugung kaum von Bedeutung und hinkt in puncto Wirtschaftlichkeit und Leistung den erneuerbaren Energien hinterher. Und sie bleibt gefährlich: Ihre radiotoxischen Folgen und Gesundheitsrisiken von der Urangrube bis zur Frage der Endlagerung bleiben ungelöste Belastungen für künftige Generationen. Doch angesichts der Klimakrise propagieren manche die Atomkraft als vermeintlich einfachen, CO2-armen Ausweg. Tatsächlich aber ist die Atomenergie im globalen Vergleich zu unbedeutend, zu langsam und zu teuer für die rasch notwendige Dekarbonisierung und zu gefährlich für Mensch und Natur. Und die Unvereinbarkeit von großen, unflexiblen Grundlastkraftwerken mit erneuerbaren Energiequellen macht die Atomkraft eher zur Bremse als zur Lösung. Der Bremsklotz an der Energiewende namens Atomkraft ist und bleibt also mit zwei großen, existenziellen Bedrohungen der Menschheit verknüpft – mit atomarer Rüstung bzw. Atomkriegsgefahr und der Klimakrise. Deshalb setzt die IPPNW sich dafür ein, über die katastrophalen Umweltfolgen der Atomenergie aufzuklären und darüber, dass Atomenergie keine Lösung für das Klimaproblem ist.

Die gesundheitlichen Folgen von Tschernobyl und Fukushima

Schilddrüsenuntersuchung eines Kindes in Japan nach der Atomkatastrophe von Fukushima. Foto: Ian Thomas AshDie IPPNW geht von mehreren Hunderttausend Krebserkrankungsfällen als Folge der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl aus. Betroffen sind dabei nicht nur die ca. 800.000 Liquidatoren, die für die Aufräumarbeiten rund um das havarierte Kraftwerk verantwortlich waren, sondern auch die Lokalbevölkerung in Russland, Weißrussland und der Ukraine, sowie die vielen vom radioaktivem Niederschlag betroffenen Menschen in ganz Europa. Auch nach der Atomkatastrophe in Fukushima rechnen wir in Japan mit bis zu 16.800 zusätzlichen Krebserkrankungen und bis zu 9.100 zusätzlichen Krebstodesfällen. Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO und der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung UNSCEAR hingegen verharmlosen systematisch das tatsächliche Ausmaß der gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophem.

Die Gefahren ionisierender Strahlung

Kinder auf einem Spielplatz nach der Atomkatastrophe von Fukushima. Das Schild gibt die Strahlendosis an. Foto: Ian Thomas Ash, documentingian.comBis vor wenigen Jahren beruhte die Erforschung der gesundheitlichen Wirkung von Radioaktivität ganz wesentlich auf den Daten der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki. Dies hat – wie wir heute wissen – zu einer Unterschätzung des Strahlenrisikos geführt. In den letzten Jahren sind nun zahlreiche groß angelegte epidemiologische Studien veröffentlicht worden, die eine realistischere Risikoabschätzung ermöglichen. Schon Strahlendosen im Niedrigdosisbereich erhöhen nachweislich das Erkrankungsrisiko. Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Strahlung unwirksam wäre. Die IPPNW hat die Ergebnisse dieser Forschung im sogenannten "Ulmer Papier" anschaulich zusammengefasst und fordert eine Anpassung des Strahlenschutzes an den aktuellen Stand der Wissenschaft.

Den Atomausstieg vervollständigen

Die IPPNW setzt sich dafür ein, dass der Atomausstieg in Deutschland vervollständigt wird. Das Ende der deutschen Atomkraftwerke im April 2023 stellt einen, wenn auch verspäteten, Erfolg dar, den die Anti-Atom-Bewegung über Jahrzehnte erstritten hat. Doch in der Brennelementefabrik in Lingen werden weiter Brennstäbe für marode europäische Atomkraftwerke in Grenznähe hergestellt. Gleichzeitig wird in der Urananreicherungsanlage in Gronau noch immer Uran angereichert – potenziell auch für US-Atomwaffen! So trägt Deutschland weiter zur Gefährdung der eigenen Bevölkerung bei – trotz Atomausstieg und mit dem Wissen der militärischen Nutzung der Atomenergie! Daher setzen wir uns im Bündnis dafür ein, dass die Bundesregierung den Atomausstieg konsequent vollzieht und dafür sorgt, dass die Anlagen in Lingen und Gronau stillgelegt werden! Nur so kann die Energiewende auch europaweit gelingen, nur so kann die Bundesregierung ernsthaft den Schutz der Bevölkerung vor atomaren Katastrophen gewährleisten. Die Atomkraft ist ein Bremsklotz der erneuerbaren Energiewende. Auch über Deutschland hinaus gilt: Eine Welt ohne fossile Energien und Atomkraft ist möglich und ein erstrebenswertes Ziel.

Die Unzulänglichkeiten des atomaren Katastrophenschutzes

Deutschland ist katastrophal schlecht auf eine mögliche Atomkatastrophe vorbereitet – auch wenn inzwischen alle deutschen AKWs abgeschaltet sind, gibt es noch genung AKWs in Grenznähe, die weiterhin ein potenzielles Risiko darstellen. Allein die Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten würde die Behörden vor unlösbare Probleme stellen. Im Katastrophenfall sieht sich die Bevölkerung zudem mit widersprüchlichen Empfehlungen konfrontiert. Ein IPPNW-Hintergrundpapier zeigt die wesentlichen Mängel der deutschen Katastrophenschutzplanungen auf.

Hibakusha weltweit
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Nukleare Kette
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Atommüllreport
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