Pressemitteilung vom 11.03.2002

Ärzte befürchten Einsatz gegen Irak

Die Atomwaffenpläne der USA

Berlin-  Die IPPNW befürchtet, dass die Atomwaffenpolitik der US-Regierung bereits auf den geplanten Angriff auf Irak und die Ausweitung des "Kriegs gegen Terror" Auswirkung haben könnte. "Die Bereitschaft, eine Atomwaffe einzusetzen, ist bei dieser US-Regierung deutlich höher als bei den vorherigen," kommentiert Xanthe Hall, Atomwaffenex-pertin der IPPNW. Die Meldungen in der Presse über mögliche Ziele eines Atomwaffenein-satzes verstärke die Befürchtung der Ärzte, die USA könnten eine neue Atomwaffe bereits in Irak testen wollen.

In einem geheimen Bericht des Pentagon (Nuclear Posture Review) an das US-Repräsentantenhaus vom Dezember 2001 wird die Entwicklung einer neuen Atomwaffe mit niedriger Sprengkraft vorgeschlagen, die tief in die Erde eindringen kann, um tiefliegende Bunker oder Lager treffen zu können. Tests haben ergeben, dass die B-61-11 aus einer Hö-he von gut 13.000 m nur knapp 7 m tief in trockenes Erdreich eindringen kann und dabei einen besonders intensiven lokalen radioaktiven Fallout verursacht. Die USA wollen deswe-gen eine neue Mini-Atomwaffe entwickeln, die nur 5 Kilotonnen Sprengkraft hat, aber tiefer als die jetzige B-61-11 in das Erdreich eindringen kann. "Die gesundheitliche Belastung der irakischen Bevölkerung hat bereits durch den Einsatz von Uranmunition und die Sanktionen ein unmenschliches Maß erreicht. Die Androhung oder der Einsatz von Atomwaffen wird das Pulverfass im Nahen Osten zum Explodieren bringen. Man sollte nicht vergessen, dass auch Israel 200 Atomwaffen besitzt", warnt Hall weiter. Der geheime Bericht zeige, dass die Bush-Regierung den Einsatz von Atomwaffen als wesentlich ansieht für die Kriegsführung gegen einen Feind mit unterirdischer militärischer Infrastruktur wie z.B. den Irak.

Wenn das Repräsentantenhaus die Entwicklung einer solchen Mini-Nuke bewilligt, wird diese Entscheidung den Beschluss von 1994 über das Verbot der Entwicklung neuer Atomwaffen aufheben. Im Gegensatz zu der Behauptung des Pentagons in seiner Erklärung vom 9. März wird die tatsächliche Zahl der US-Atomwaffen nicht reduziert. Zwar soll die Zahl stationierter Atomwaffen - wie mit Russland vereinbart - auf 2.200 reduziert werden, zugleich bleiben a-ber bis zu 15.000 Atomwaffen in Reserve. Diese sogenannte "Reserve" umfasst ca. 8.000 Sprengköpfe, die jederzeit verfügbar sind sowie 2.700 Sprengköpfe, die als "inaktiv" be-zeichnet werden, weil Komponenten fehlen oder neueste Modifikationen nicht durchgeführt wurden. Zusätzlich gibt es 5.000 Plutoniumkerne und eine entsprechenden Anzahl vorgefer-tigter Komponenten für den Bau kompletter Atomwaffen in Lagern bei Pantex und Oak Rid-ge. Weitere 7.000 Plutoniumkerne aus der Abrüstung alter Atomwaffen werden als "Reste" bezeichnet und bestehen noch im Lager. (Quelle: Natural Resources Defense Council).

Die IPPNW Schwesterorganisation in den USA - Physicians for Social Responsibility - veröffentlichte am Freitag einen offenen Brief an Präsident Bush, in dem sie die Politik und Äußerungen der US-Regierung scharf kritisiert. Sie nennt die US-Rhetorik "kriegslustig und provokativ" und fordern Bush auf, auf einseitige militärische Aktionen zu verzichten und die nukleare Abrüstung voranzutreiben.

Weitere Informationen: Xanthe Hall: 0171-408 4209, Dr. Jens-Peter Steffen: 030-693 0244

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Ansprechpartner*innen


Xanthe Hall

Abrüstungsreferentin
Expertin in Fragen zu Atomwaffen
Tel. 030 / 698074 - 12
Mobil 0177 / 475 71 94
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