Pressemitteilung vom 04.07.2001

Ärzteorganisation warnt: USA stellen mit ihrem unilateralen Verhalten das gesamte Gefüge der Rüstungskontrolle in Frage

Wollen USA Atomwaffentest-Moratorium beenden?

Berlin-  Der Staatsekretär im US-amerikanischen Verteidigungsministeriums, Paul Wolfowitz, hat verkündet, dass demnächst Atomtestexplosionen (mit nuklearer Kettenreaktion) notwendig sein könnten, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des amerikanischen Atomwaffenarsenals zu überprüfen. Diese und weitere Äußerungen hoher US-Regierungsvertreter stellen das 1992 erklärte Moratorium für einen Stopp von Atomtests in Frage. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) vermuten, dass weniger die Überprüfung bestehender Arsenale das Ziel ist, sondern dass der Weg frei gemacht werden soll für die Entwicklung neuer Atomwaffen.

Damit brüskieren die USA nunmehr auch öffentlich ihre Alliierten in der NATO. Sowohl das NATO- Außenministertreffen am 29. Mai als auch das Verteidigungsministertreffen am 7. Juni hatten erklärt, dass so lange der Atomteststoppvertrag nicht in Kraft getreten sei, alle Staaten angehalten seien, die existierenden Moratorien für atomare Testaussetzungen einzuhalten.

Bereits unter den Bedingungen des selbst erklärten Moratorium war es den USA im Rahmen des "Stockpile Stewardship Program" möglich, durch u.a. "subkritische Tests" (ohne nukleare Kettenreaktion) über die Überprüfung der Sicherheit und Funktionsfähigkeit ihrer Bestände hinaus, Atomwaffen mit verbesserten militärischen Charakteristiken auszustatten. Das betrifft z.B. die Fähigkeit einer B-61 Weiterentwicklung, tief in der Erde sich befindende Bunker zu sprengen (B-61-11, der sog. "Bunker-Buster"). Zudem arbeiten die USA an der Entwicklung von "Mini-Nukes" mit einer Sprengkraft von unter fünf Kilotonnen, um der sogenannten "selbst-Abschreckung" (Steve Younger, Associate Director for Nuclear Weapons, Los Alamos National Laboratory), d.h. der Hindernis des Einsatzes von Atomwaffen größter Sprengkraft bedeuten, zu entgehen. ·

Das Verhalten der USA unter der Bush-Administration gegenüber internationalen Verträgen gefährdet in den Augen der IPPNW das bestehende Rüstungskontrollsystem, ohne dass konsensfähiger Ersatz angeboten würde.
Die IPPNW sieht in den "Mini-Nukes" die Gefahr, dass die Hemmschwelle ihres Einsatzes im Vergleich zu den bisherigen Atomwaffen sinken wird.
Die IPPNW drängt die Bundesregierung, entschieden an ihrer, der europäischen und der Position der NATO-Alliierten festzuhalten, dass der Atomteststoppvertrag ein zentraler Beitrag für eine friedlichere Welt ist und das die USA ihn ratifizieren müssen.
Der Atomteststoppvertrag verbietet alle atomaren Testexplosionen und verhindert damit die Entwicklung neuer Atomwaffentypen. Der Vertrag würde zudem ein weltumspannendes Beobachtungssystem etablieren und ein kurzfristiges Ortsbegehungsprogramm erlauben, mit dem Testvorbereitungen aufgespürt werden könnten.






















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Xanthe Hall

Abrüstungsreferentin
Expertin in Fragen zu Atomwaffen
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