18.07.2017 Eine internationale Gruppe von fünf Friedensaktivisten ist in der Nacht von Montag, den 17. Juli 2017 weit in den Fliegerhorst Büchel eingedrungen. Zum ersten Mal in der 21-jährigen Geschichte der Proteste gegen die dort stationierten US-amerikanischen thermonuklearen B61-Bomben, sind die Aktivisten auf einen der großen Bunker für Atomwaffen gestiegen. Nachdem sie zwei Außenzäune sowie anschließend zwei weitere Zäune aufgeschnitten hatten, die um den großen, mit Erde bedeckten Bunker stehen, saßen die fünf Aktivisten über eine Stunde unentdeckt auf dem Bunker.
Die Gruppe blieb vollkommen unbemerkt bis zwei von ihnen herunterkletterten, um „DISARM“ (Abrüsten) auf die Metalltür des Bunkers zu schreiben. Dies löste einen Alarm aus. Umgeben von Fahrzeugen und Wachmännern, die sich mit Taschenlampen zu Fuß auf die Suche gemacht hatten, haben die Aktivisten die Wachmänner schließlich selber auf sich aufmerksam gemacht, indem sie zu singen begannen. Die internationale Gruppe wurde schließlich, zwei Stunden nachdem sie den Stützpunkt betreten hatte, in Gewahrsam genommen.
Die fünf Aktivisten, Steve Baggarly, 52, aus Virginia; Susan Crane, 73, aus Kalifornien; John LaForge, 61, und Bonnie Urfer, 65, beide aus Wisconsin; und Gerd Buentzly, 67 aus Deutschland sagten in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Titel „All Nuclear Weapons are Illegal and Immoral“ (Alle Atomwaffen sind illegal und unmoralisch): „Wir sind gewaltfrei in den Fliegerhorst Büchel eingedrungen, um die Atomwaffen, die hier gelagert werden anzuprangern. Wir bitten Deutschland, entweder die Waffen unschädlich zu machen oder sie zurück in die USA zu zurückzuschicken, damit sie dort abgerüstet werden“.
Nach einer Stunde in Gewahrsam, wo man sie durchsuchte und fotografierte, wurden die Fünf durch den Haupteingang des Militärstützpunktes wieder entlassen.
Die Aktion ereignete sich zum Ende der „Internationalen Woche“ am Fliegerhorst, die von der „Gewaltfreien Aktion zur Abschaffung von Atomwaffen“ (GAAA) organisiert wurde. Die Veranstaltung war Teil einer 20-wöchigen Aktionsreihe, „Zwanzig Wochen gegen zwanzig Bomben“, die am 26. März 2017 begann und durch eine 50-köpfige Kampagnengruppe „Büchel ist überall.atomwaffenfrei jetzt!“ organisiert wurde. Drei andere friedliche Aktionen fanden diese Woche statt. Erfolgreich war die Anfrage, den Kommandanten des Stützpunktes zu treffen. Oberstleutnant Gregor Schlemmer kam zur Straßenblockade und nahm eine Kopie des jüngst beschlossenen UN-Vertrages über ein Atomwaffenverbot von der dominikanischen Aktivistin Schwester Ardeth Platte aus Baltimore, Maryland entgegen.Über 60 Personen aus aller Welt – Russland, China, Mexiko, Großbritannien, USA, den Niederlanden, Frankreich und Belgien – nahmen insgesamt an der Aktionspräsenz teil.
Aktivisten aus den USA kamen auch nach Büchel, um über das Modernisierungsvorhaben der B61-Bombe aufzuklären. Ralph Hutchison aus Oak Ridge Tennessee, wo ein neuer thermonuklearer Kern für ein „B61-Model12“ hergestellt wird, sagte: „Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass es sich hier um eine globale Bewegung handelt. Der Widerstand gegen Atomwaffen beschränkt sich nicht auf unser Land. Das neue B61-12 Programm wird über 12 Milliarden US-amerikanische Dollar kosten, und sobald die Herstellung irgendwann nach 2020 beginnt, soll Büchel neue Atombomben erhalten“.
“Die Idee, dass Atomwaffen Sicherheit bieten ist eine Fiktion, an die Millionen glauben“, so John LaForge von der Gruppe Nukewatch in Wisconsin, die die 11 Personen-Delegation aus den USA organisiert hat. „Heute Nacht haben wir gezeigt, dass das Bild eines sicheren Atomwaffenstützpunktes ebenfalls fiktiv ist“, sagte er.
„Eines jeden Kinder und Enkelkinder haben ein Recht auf eine atomwaffenfreie Welt. Die gesamte Schöpfung ruft uns zum Leben auf, zur Abrüstung, zu einer Welt mit Gerechtigkeit für die Armen, die Erde und die Kinder“, so das Statement, das sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch erschienen ist.
Susan Crane, eine katholische Plowshares-Aktivistin von der Redwood City, Kalifornien sagte: „Der Kommandant des Stützpunktes, Oberstleutnant Schlemmer kam um 3 Uhr morgens zu uns und sagte uns, dass das, was wir getan haben sehr gefährlich gewesen sei und wir hätten erschossen werden können. Wir glauben aber, dass die größere Gefahr von den Atomwaffen ausgeht, die hier lagern“.
Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt! geht noch bis 9. August 2017 weiter und wird mit einer Gedenkveranstaltung an den US-Atombombenangriff auf Nagasaki, Japan schließen.
Link zum englischen Originaltext mit Foto
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