Eine internationale Umfrage von WorldPublicOpinion.org ergab, dass die BürgerInnen der USA und Russlands in Fragen der Atomwaffenpolitik mehr Abrüstung wünschen. Laut einer Umfrage, die am 9. November veröffentlicht wurde, sprechen sich die Bevölkerungen der USA und Russlands eindeutig (73 bzw. 63%) für eine vollständige atomare Abrüstung unter internationaler Kontrolle aus. Im Gegensatz zur aktuellen Politik ihrer Regierungen, die ihre Atomwaffenarsenale modernisieren und Rüstungskontrollverträge kündigen, verlangen die BürgerInnen beider Länder deutlichen Schritte zur Verringerung der atomaren Bedrohung, sagt die deutschen Sektion der 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).
Die Umfrage ergab, dass über 50% würden sogar einer Reduzierung der eigenen Atomwaffenarsenale auf bis zu 400 Waffen zustimmen würden, wenn man sich mit den restlichen Atomwaffenstaaten darauf einigen könnte, dieses Limit nicht zu überschreiten. 59% der US-AmerikanerInnen würden die Zerstörung der taktischen Atomwaffen in Europa befürworten unter der Bedingung, dass Russland seine taktische Atomwaffen in Westrussland ebenfalls vernichtet. Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Russland und den USA sprach sich für die Teilnahme ihres Landes am Atomteststoppvertrag aus: 80% der US-Amerikaner und 79% der Russen waren dafür. Russland ist bereits ratifizierter Unterzeichner des Vertrages, die USA hat ihn bisher noch nicht ratifiziert und blockiert damit das Inkrafttreten des Vertrages.
Außerdem wünschen sich die US-amerikanischen und russischen BürgerInnen von ihren Regierungen, dass diese sich mehr für die Erfüllung des Atomwaffensperrvertrags einsetzen. Der Atomwaffensperrvertrag oder Nichtverbreitungsvertrag hat die Abschaffung aller Atomwaffen zum Ziel. Auch die Atomwaffen-Einsatzstrategien beider Länder geraten unter Kritik: Atomwaffen sollten nach Meinung der Befragten nur dann eingesetzt werden, wenn das eigene Land bereits mit Atomwaffen angegriffen wurde. Momentan behalten beide Staaten sich (gegen ihre Vertragsverpflichtungen) das Recht offen, präventiv Länder mit Atomwaffen anzugreifen. Darunter auch solche, die nicht selbst über Atomwaffen verfügen.
Xanthe Hall, Abrüstungsexpertin der IPPNW, sagt: Diese Umfrage zeigt, dass die Menschen in den USA und Russland verstanden haben, dass Abrüstung mehr Sicherheit mit sich bringt als Abschreckung. Die Sicherheitsfrage wird auch jetzt für uns Europäer immer wichtiger. Am 8. Dezember wird der INF-Vertrag zur Abschaffung der Mittelstreckenraketen 20 Jahre alt. Er galt zusammen mit dem KSE-Vertrag als Eckpfeiler der europäischen Sicherheit. Die geplante US-Raketenabwehr in Europa und die russischen Reaktionen darauf drohen, dieses Gefühl von Sicherheit erneut zu zerstören. Bereits jetzt streiten die USA und Russland über das Fortbestehen der beiden Verträge. Auf beiden Seiten sind jetzt mehr Anstrengungen zur Abrüstung nötig. Man kann nur an beide Regierungen appellieren auf die Meinung ihrer Bürger zu hören.
Die Umfrage wurde vom 14. bis 23. September in den USA und Russland durchgeführt. In den USA wurden 1247 und in Russland 1601 Personen befragt. WorldPublicOpinion.org ist Teil des Program on International Policy Attitudes (PIPA), einem Non-Profit-Forschungsprogramm der Universität von Maryland. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Center for International and Security Studies at Maryland (CISSM) erstellt und kann unter www.worldpublicopinion.org/pipa/
pdf/nov07/CISSM_NucWeaps_Nov07_rpt.pdf herunter geladen werden.
Pressekontakt: Xanthe Hall, Tel: 030/698 074-12
Mob: 0171 435 8404, E-Mail: xanthe@ippnw.de
IPPNW Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.
www.ippnw.de
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