Neue Generation von Atomwaffen

Kritiker warnen vor neuem Wettrüsten

Nach einem Wettbewerb zwischen den Atomwaffenlaboren in den USA wird das Lawrence Livermore Labor den Auftrag bekommen, eine neue Generation von Atomwaffen zu entwickeln, wenn der US-Kongress die Finanzierung bewilligt. Seit mehr als 20 Jahren sind keine neue Atomwaffen in den USA gebaut worden.

Kritiker argumentieren, dass die USA mit der Entwicklung von neuen Atomwaffen das falsche Signal an die Welt schicken. Gerade in einer Zeit, in der die USA andere Staaten überzeugen wollen, keine Atomwaffen zu bauen oder aufzurüsten, wird diese Entscheidung ein Wettrüsten auslösen. Schon wegen des Raketenabwehrsystems gibt es heftige Spannungen mit Russland und China, die bereits aufrüsten.

Der neue Atomsprengkopf, der das Wettbewerb gewonnen hat, sollte als erste Waffe den W-76 ersetzen, eine auf Trident U-Boote gestützte Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von 100 Kilotonnen. Über 3000 dieser Atomsprengköpfe sind zur Zeit stationiert.

Die Bush-Regierung behauptet, dass die bestehenden Atomwaffen im Arsenal ersetzt werden müssen, weil sie veraltet und damit unzuverlässig sind. Kritiker meinen, dass die Realität anders aussieht: „Tatsache ist, dass das US-Arsenal „sicher und zuverlässig“ für die nächsten 50 Jahre ist. Über 50 Jahre Forschung und mehr als 1000 Atomtests haben genug Daten geliefert, um dies zu sichern“, so John Isaacs. Im November 2006 veröffentlichten die Atomlabore eine Studie, die zeigte, dass die Plutoniumkerne der Atomwaffen im Arsenal für bis zu 90 Jahre weiterhin funktionieren werden. Sorgen, dass sie wegen Veralterung nicht mehr mit der erwarteten Sprengkraft detonieren, sind damit nicht mehr gültig.

Die Entwicklung der neuen Atomwaffen soll laut Livermore-Labor keine Atomtests benötigen, da die Wissenschaftler bereits getestete Komponenten verwenden werden. Aus diesem Grund ist der Vorschlag attraktiv für Politiker, die keine neuen Tests sehen wollen, die den geschwächten Atomteststoppvertrag unterminieren würden. Der Vertrag ist zwar 1996 abgeschlossen worden, aber tritt bisher nicht in Kraft, weil u.a. die USA den Vertrag nicht ratifiziert haben.

Die Entscheidung, nur einem Labor den Auftrag zu geben, kam überraschend, da im Januar 2007 die Rede von einer Zusammenarbeit der Labore war. Aber eine solche "Hybridwaffe" würde vielleicht Atomtests benötigen.

Daryl Kimball von der Arms Control Association sagt: „Dies ist eine Lösung für ein noch nicht bestehendes Problem. Es gibt eine dringende Notwendigkeit, Atomwaffen zu reduzieren, nicht neue zu bauen. Die Entscheidung wird die Chinesen, die Russen und andere Staaten dazu bringen, auf der Hut zu sein und ihre eigenen Arsenale zu verbessern.”

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Ansprechpartner*innen


Xanthe Hall

Abrüstungsreferentin
Expertin in Fragen zu Atomwaffen
Tel. 030 / 698074 - 12
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