Bonn/Berlin- Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Friedensnobelpreisträger 1985 für ihre blockübergreifende Aufklärungsarbeit gegen die Gefahren der Atombewaffnung, fordern vom Verteidigungsminister Scharping vollständige Aufklärung darüber, ob deutsche Soldaten bei der Wartung von US-Atomraketen hohen Dosen radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen sind. "Der abwiegelnde Kommentar des Ministeriums ist nicht befriedigend. Er erinnert mit der Verschiebung von Verantwortung auf die Amerikaner an die ersten Reaktionen des Hauses Scharping zur Verwendung von Uranmunition in Deutschland. Auch da mussten erste Aussagen später erheblich korrigiert werden", erklärte Dr. Jens-Peter Steffen, Pressesprecher der IPPNW.
Für erschreckend hält die IPPNW die berichtete hohe Strahlendosis von 80 mSv für die Soldaten. Für beruflich strahlenexponierte Personen gilt in der am weitesten gefassten Kategorie A der Strahlenschutzverordnung eine effektive Körperdosis für das Jahr von 20 mSv. Eine vervierfachte Dosis für die Soldaten bedeute eine entsprechend höhere gesundheitliche Spätbelastung dieser Menschen.
"Die IPPNW argumentiert zudem seit Jahren für eine höhere Bewertung der Gefahren radioaktiver Niedrigstrahlung. Hier ist die Strahlenschutzverordnung nicht auf dem Stand der Wissenschaft", so Jens-Peter Steffen. Die IPPNW fordert zugleich vom Minister, bei us-amerikanischen Stellen, sowie bei den anderen Alliierten, auf die Veröffentlichung aller Unfälle mit Atomwaffen, Trägersystemen und Materialien zu drängen. Nur so könne geklärt werden, ob es zu einer Belastung der Umwelt, der Soldaten oder sogar der Zivilbevölkerung gekommen sei.
Aufgrund der militärischen Geheimhaltung sind nur wenige Unfälle mit Atomwaffen in Deutschland bekannt. Das betrifft für die Amerikaner einen Unfall bei Wartungsarbeiten an einer Pershing-Rakete 1970 und den Motorbrand eines mit Atomwaffen bestückten Hubschraubers 1977. Aber auch von der britischen Armee sind Unfälle mit Atombomben aus den Jahren 1974 in Laarbruch und 1984 in Bruggen bekannt.
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Dr. Jens-Peter Steffen
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