Trinity

Der erste Atombombentest

"Wenn das Licht von tausend Sonnen
am Himmel plötzlich bräch‘ hervor,
Zu gleicher Zeit - das wäre
Gleich dem Glanze des Herrlichen...
Ich bin der Tod, der alles raubt,
Erschütterer der Welten"
(Aus Bhagavad-Gita, dem heiligen Gesang der Hindus)


Am 16. Juli 1945 explodierte die erste Atomwaffe der Geschichte über der Wüste in New Mexico in den USA. Auf dem Alamogordo-Testgelände, in der Wüste der „Jornada del Muerto” (Reise des Todes) testeten die USA eine in Los Alamos radikal neu entwickelte Implosionswaffe und den zweiten Weltkrieg beenden sollte. Die Plutoniumbombe, die beim Atomtest „Trinity” explodiert wurde, war der gleiche Typ Bombe, die auf Nagasaki am 9. August abgeworfen wurde und binnen 4 Monaten 64.000 Menschen töteten.

Da es niemals zuvor eine vollständige Atomwaffenexplosion gegeben hatte, wurde es für notwendig gehalten, sie erst einmal unter Testbedingungen zu beobachten, bevor sie auf Menschen abgeworfen wurde. Das Design des Plutonium-Sprengsatzes mit dem Namen „Gadget” (Der Apparat) verwendete eine neue Technologie, die nicht ohne einen Test ausgewertet werden konnte.

Die Uran-Bombe vom Typ Kanonenrohr, die am 6. August in Hiroshima zum Einsatz kam, brauchte dagegen nicht getestet zu werden, weil sie als "narrensicher" galt. Davon abgesehen stand nicht genug Material für eine zweite Uranbombe zur Verfügung, um vor dem Einsatz in Hiroshima einen Test durchzuführen. Daher gilt der erste Einsatz einer Atomwaffe mit 136.000 Tote als der zweite Atomtest der Geschichte.

Warum der erste Test „Trinity” genannt wurde ist nicht sicher. Vielleicht nannte der wissenschaftliche Leiter des Manhattan-Projekts Robert Oppenheimer den Test so und meinte damit die Hindu-Dreifaltigkeit von Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter), and Shiva (der Zerstörer). Oppenheimer las gerne Sanskrit und nach dem Atomtest zitierte er eine Passage aus der Bhagavad-Gita (siehe oben). Dennoch gibt es auch die Vermutung, dass „Trinity” der Name einer bei Los Alamos gelegenen verfluchten und daher von den Indianern verlassenen Türkis-Mine gewesen sei. Eine andere Quelle besagt, dass Oppenheimer Bezug auf ein Gedicht von John Donne nimmt. Oppenheimer selber schrieb an den militärischen Leiter des Manhattan-Projekts Leslie Groves, dass er selber nicht genau wisse, warum er den Test so nannte.

Der Sprengsatz wurde erst so spät wie möglich auf einem 30 Meter hohen Stahlgerüst montiert, wegen der ungewöhnlich vielen Gewitter in diesem Juli. Nur ein paar Tage zuvor hatte ein Blitz eine mit gewöhnlichem Sprengstoff gefüllte Bombe getroffen, die zur Probe dort oben aufgehängt wurde und die daraufhin explodierte.

Bereits um zwei Uhr versammelten sich alle Versuchsteilnehmer im Hauptlager, 15,5 Kilometer vom „Punkt Null” entfernt. Mit Sonnenbrillen und Sonnencreme ausgerüstet, dachten sie sich vor dem grellen Licht schützen zu können. Aus den Lautsprechern spielte Tanzmusik und tönten Mitteilungen über den Stand der Vorbereitungen. Der Test sollte um vier Uhr stattfinden, musste aber wegen schlechtem Wetter anderthalb Stunden verschoben werden.

Der Test um 5.29:45 Uhr Ortszeit des 16. Juli 1945 übertraf nahezu alle Erwartungen. Die Sprengkraft der ersten Atombombe entsprach rund 20.000 Tonnen Trinitrotoluol (TNT). Der Blitz war noch fast 300 km weit zu sehen - der Atompilz türmte sich 12 Kilometer hoch. Die Hitze der Explosion schmolz sogar die sandige Erde um den Turm herum zu einiger grünen glasigen Kruste, die man „Trinitit” nannte. Der Turm löste sich in Luft auf. Die Explosion erzeugte einen drei Meter tiefen und 330 Meter breiten Krater.

Der Stellvertreter von Groves, General Thomas Farrell, beschrieb die Atomexplosion so:
„Das ganze Land war erhellt von einem versengenden Licht, dessen Stärke viele Male größer war als das der Mittagssonne... Dreißig Sekunden später kam zuerst die Explosion, der Luftdruck prallte hart gegen die Leute und Dinge, und dann folgte fast unmittelbar ein lautes anhaltendes schauerliches Donnern, wie eine Warnung vor dem Jüngsten Tag, das uns spüren ließ, dass wir winzige Wesen in blasphemischer Weise wagten, an die Kräfte zu rühren, die bis dahin dem Allmächtigen vorbehalten waren. Worte reichen nicht aus, um denen, die nicht dabei waren, den Eindruck wiederzugeben, den wir körperlich, geistig und seelisch erfuhren. Man muss Zeuge gewesen sein, um es sich vorzustellen.”

Nur General Groves blieb ungerührt und sagte zu General Farrell: „Der Krieg ist aus. Eine oder zwei von diesen Dingern, und Japan ist erledigt.” "Jetzt gehen wir alle als Dreckschweine in die Geschichte ein", sagte Kenneth Bainbridge, der das Projekt „Trinity” leitete.

Die Öffentlichkeit erfuhr von der ersten Atomexplosion der Geschichte vorläufig nichts. Nur die Wissenschaftler teilten die Nachricht ohne Erlaubnis an ihren Kollegen weiter, woraufhin eine von Leo Szilard entworfene Petition entstand. Viele wollten nicht, dass die Bombe ohne vorherige Demonstration und eine Gelegenheit zur Kapitulation eingesetzt wird. Sie baten auch um eine wirksame internationale Kontrolle der neuen Waffe. Daraufhin erklärte Groves die Petition für "geheim". Es wurde verboten, das Dokument ohne militärische Bewachung zu transportieren. Eine Wachmannschaft wollte er jedoch nicht stellen, also blieb die Petition mit 67 Namen angesehener Wissenschaftler im Tresor liegen.

Inzwischen ist das Almogordo-Testgelände umbenannt worden und heißt „White Sands Missile Range”.

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Xanthe Hall
Abrüstungsreferentin, IPPNW-Geschäftsstellenleiterin
Expertin in Fragen zu Atomwaffen
Tel. 030 / 698074 - 12; Mobil: 0177 / 47 57 194
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Juliane Hauschulz

Juliane Hauschulz
Projektmitarbeiterin "To Survive is to Resist", Atomwaffen und nukleare Abrüstung
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Dr. med. Lars Pohlmeier
IPPNW-Vorsitzender
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