Berlin- Die internationale Ärzteorganisation IPPNW warnt vor einem neuen nuklearen Zeitalter. Die Äußerungen vom russischen Präsidenten Vladimir Putin zu einer neuen Generation von Atomwaffen drehe die Schraube des Wettrüstens weiter. Nachdem die USA bereits an neuen Atomwaffen arbeiteten und ein mehrschichtiges Raketenabwehrsystem bauten, folgt nun Russland mit der Modernisierung seines Arsenals. "Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht aller, die sich um Abrüstung bemühen", sagt Stephan Kolb, Vorsitzender der deutschen IPPNW, "ausgerechnet sechs Monate vor der weltweit wichtigsten Abrüstungskonferenz gleicht das einem Gau für die Abrüstung".
Es wird vermutet, dass eine Modifizierung der ballistischen Rakete "Topol-M" gemeint ist, wenn Putin von einer "neuen" Atomwaffe redet. Zu erwarten ist, dass eine mobile Version dieser Rakete, bestückt mit einem Mehrfachsprengkopf, noch 2004 getestet und 2005 in Serie gebaut wird. Sie könnte dann bereits innerhalb von zwei Jahren stationiert werden. Topol-M-Raketen haben eine Reichweite von 9600 Kilometern. Des weiteren entwickelt Russland eine Rakete, die 4,4 Tonnen Tragfähigkeit hat (herkömmliche können nur 1,32 Tonnen tragen) und damit bis zu 10 Sprengköpfe tragen kann.
Das russische Verteidigungsministerium hat bereits früher in diesem Jahr verlauten lassen, dass eine Atomwaffe in der Entwicklung sei, die das Abwehrschild der USA umgehen könnte. Von Experten wird vermutet, dass es sich um eine sehr manövrierfähige ballistische Rakete handelt, die ihren Kurs auf dem Weg zum Ziel ändern kann. Ein erster Test einer solchen Rakete sollte bereits im Februar durchgeführt worden sein. Weitere Details bleiben geheim.
In einem halben Jahr soll eine neue Runde von Verhandlungen über den Atomwaffensperrvertrag zum Stopp der Weiterverbreitung von Atomwaffen geführt werden. Xanthe Hall, Abrüstungsexpertin der IPPNW dazu: "Die Atomwaffenmächte hatten sich in der letzten Runde in 2000 erneut verpflichtet, alle Atomwaffen aufzugeben. Die Verlautbarungen von Putin und Bush belegen, dass sie nicht im Traum daran denken, ihre Atomwaffen aufzugeben".
Die IPPNW beteiligt sich an einer internationalen Kampagne für die Abschaffung aller Atomwaffen, die von Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba geführt wird und die unverzügliche Aufnahme von Verhandlungen über die Abschaffung aller Atomwaffen fordert. Dazu kooperieren weltweit BürgermeisterInnen mit vielen Friedensgruppen, um lokal und international Druck für die Abrüstung auszuüben. Im kommenden Jahr jährt sich die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 60. mal.
Weitere Informationen zur Kampagne: www.atomwaffenfrei.de
Informationen zu Atomwaffen allgemein: www.atomwaffenA-Z.info
Pressekontakt:
Xanthe Hall, 030 - 698 074 - 12
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