1992

IPPNW-Chronik

"Zu der gespenstischen Debatte um einen militärischen Schlag gegen Serbien, womöglich unter Beteiligung der deutschen Bundeswehr, hat sich der ranghöchste deutsche Offizier, General Klaus Naumann, eindeutig geäußert: Er sprach sich gegen jedes militärische Engagement des Westens aus, "weil der Bürgerkrieg mit militärischen Mitteln nicht beendet werden könne. Wenn man die Ursache des Konflikts analysiere, komme man zu dem Ergebnis, dass er militärisch nicht zu lösen sei." Der Führungsstab der Bundeswehr pflichtet ihm rund vier Wochen später ausdrücklich bei. Auch eine Anhörung vor dem Streitkräfte-Ausschuss des US-Senats hatte ein ähnliches Ergebnis gezeitigt."
Till Bastian, Ralf Husak, Arndt Dohmen: "Perspektiven, Möglichkeiten und Grenzen unserer Friedenspolitik" In. "Was heute nicht ganz richtig ist, kann morgen ganz falsch sein", 1992

"Plutonium: Tödliches Gold" wird in Boston veröffentlicht, die 2. Forschungsarbeit der internationalen IPPNW-Kommission von Howard Hu, Arjhun Makhijani und Katherine Yi. Eine 2. Auflage folgt 1994.

Februar:
10 Jahre IPPNW in Deutschland wird mit dem großen Kongress "Abschalten! Abrüsten!" in Berlin gefeiert. Willy Brandt hält einen Vortrag zum Thema "Was heißt Sicherheit heute?" Es wird eine Berliner Erklärung verabschiedet, die u.a. eine Erweiterung des Verteidigungsauftrags der Bundeswehr ablehnt.

April: Tagung des AK "Psychologische Abrüstung und Friedenserziehung": "Aus der Resignation zum Handeln" in Erfurt, mit einer Rede von Ingrid Köppe, MdB von Bündnis 90/Die Grünen, die über die festgefrorenen Machtstrukturen und -mechanismen im Bundestag spricht.

"Städte, Flüchtlinge und Mangel" von Till Bastian kommt in der IPPNW-Studienreihe als Band 2 heraus. Die Studie behandelt die Frage der wachstumsfixierten Weltwirtschaft und künftigen Weltkriegen.

Mai: Das "Projekt Weltgerichtshof" wird zusammen mit der Internationalen Vereinigung der Juristen gegen Atomwaffen (IALANA) und dem Internationalen Friedensbüro (IPB) gestartet. Das Ziel des Projekts ist es, ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag über die Völkerrechtswidrigkeit der Atomwaffen zu erreichen.

Afrikanische Sektionen helfen Flüchtlingen aus Somalia und dokumentieren die Gesundheitsauswirkungen des dortigen Kriegs.

Die deutsche Sektion der IPPNW zählt rund ein Jahr nach der deutschen Vereinigung 10.000 Mitglieder.

Juni:
Die IPPNW verleiht die Clara-Immerwahr-Auszeichnung an Helmuth Prieß, der in der Bundeswehr die Friedensgruppe "Darmstädter Signal" aufgebaut und sich gegen atomare und konventionelle Aufrüstung eingesetzt hat, als diese im Kalten Krieg noch offiziell die Politik bestimmte.

August: Die IPPNW sammelt Milchzähne, um die radioaktive Strahlung zu messen. Durch die Untersuchung von Milchzähnen durch das Otto-Hug-Institut in München wird die Höhe des Strontium-90-Gehaltes festgestellt, das dort über lange Zeit gespeichert wird.

Oktober:
Das europäsiche IPPNW-Symposium (EURESY) wird in Wien, Österreich abgehalten. Zum ersten Mal nehmen ÄrztInnen aus Kroatien und Serbien an einem IPPNW-Treffen teil. Der Zorn der kroatischen ÄrztInnen kommt an jeder Stelle des Symposiens zum Ausdruck. Zum Krieg im ehem. Jugoslawien wird eine Wiener Erklärung verabschiedet.

November:
Der öffentliche Kongress "Aus der Angst zur Ermutigung - Für eine lebenswerte Zukunft mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" wird von der IPPNW-Regionalgruppe in Augsburg zusammen mit anderen Friedens- und Umweltgruppen organisiert. Sie wollen ein neues Kongressmodell im Sinne von Basisdemokratie und vernetztem Denken, Handeln und Fühlen verwirklichen.

zurück

Navigation