1982

IPPNW-Chronik

Der US-Abrüstungsbeauftragte Eugene Rostow sagt es kurz und bündig: "Wir leben in einer Vorkriegs- und nicht in einer Nachkriegszeit".
Im selben Jahr stellt der schon erwähnte Colin S. Gray im Air Force Magazin auch klar, dass die USA auf jeden Fall zur Stationierung ihrer neuen Waffen entschlossen sind
[NATO-Doppelbeschluss 1979]: "Der NATO-Plan, 108 Pershing II und 464 landgestützte Cruise Missiles zu stationieren, beabsichtigt nicht, ein Gegengewicht gegen die SS-20 zu schaffen... Die NATO braucht eine gute Anzahl dieser 572 Startrampen, ob nun die Sowjetunion ihre SS-20 bis auf Null abbaut oder nicht."

"Warum wir uns wehren" von Till Bastian in "Wir werden Euch nicht helfen können", S.9, Hrsg: Till Bastian, Frankfurt/Main 1983, Robinson Verlag.

Februar: Gründung der bundesdeutschen Sektion der IPPNW in Frankfurt/Main. Es wird eine Resolution für die Verhütung des Atomkrieges in Übereinstimmung mit dem Appell der "International Physicians for the Prevention of Nuclear War" verabschiedet. Die ErstunterzeichnerInnen gelten als Gründungsmitglieder. Die Zugehörigkeit zur bundesdeutschen IPPNW, die ja noch nicht ein eingetragener Verein war, wurde allein und unbürokratisch durch die Unterschrift unter die obige Resolution besiegelt.

April: Der 2. Weltkongress der IPPNW wird in Cambridge/GB abgehalten. An ihm nehmen 140 ÄrztInnen aus 31 Nationen teil.

Mai: Die "Frankfurter Erklärung" ist Hauptpunkt der ersten bundesdeutschen Vollversammlung in Berlin. In ihr bitten die Gründungs-Mitglieder alle Ärztinnen und Ärzte in der Bundesrepublik in einer persönlichen Willens-Erklärung "sämtliche kriegs-medizinischen Vorbereitungs-Maßnahmen abzulehnen und sich daran nicht zu beteiligen".
In einen neugebildeten Sprecherrat werden gewählt: Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter, Prof. Dr. Ulrich Gottstein, Dr. Knut Sroka und Dr. Helmut Koch.

Es gelingt IPPNW-Mitgliedern, auf dem 85. Deutschen Ärztetag in Münster eine Mehrheit für eine Resolution zu finden, in der es heißt: "Im Sinne einer langfristigen, konsequenten Friedenspolitik ist es erforderlich, dass... die Bevölkerung über die Folgen und Wirkung insbesondere der atomaren, chemischen und bakteriologischen Massenvernichtungsmittel rückhaltlos aufgeklärt wird."

Die Medizinische Friedensbewegung kann ihren ersten Erfolg feiern: Ministerin Anke Fuchs zieht den Entwurf des Gesundheits-Sicherstellungs-Gesetzes zurück.

Juni: Sowjetische und US-amerikanische ÄrztInnen nehmen an einer ungekürzten, nichtzensierten Sendung des nationalen sowjetischen Fernsehens teil, die von über 100 Millionen Zuschauern gesehen wurde. Das ist die erste Diskussion über die medizinischen Folgen eines Atomkrieges in der Sowjetunion.

August: Die offizielle IPPNW - das Komitee "Ärzte der DDR zur Verhütung eines Nuklearkrieges" - wird auf Beschluss des Ministerrates der DDR gegründet. Mitglieder werden auf Geheiß der SED systemprägende WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen, die nach außen fachliche und politische Reputation hatten und nach innen den DDR-typischen Proporz der "Nationalen Front" wiederspiegeln. Die Aufgabe des Komitees besteht in der Repräsentanz der DDR auf den internationalen Kongressen, eine Ausstrahlung in die DDR-Gesellschaft hinein ist nicht vorgesehen. Text des Aufnahmeantrages.

November: 2. Nationaler Kongress der bundesdeutschen IPPNW in West-Berlin mit über 3000 TeilnehmerInnen. 11 geladene Befürworter der "Katastrophenmedizin" bleiben wie die Bundesärztekammer wiederum dem Kongress fern.

Dezember: Die IPPNW veröffentlicht das Buch "Letzte Hilfe: Die medizinischen Dimensionen eines Atomkrieges" (Abrufbar von der IPPNW-Geschäftsstelle) Das Buch wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und weltweit als Grundlage führender medizinischer Ausbildungsstätten genutzt.

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