1984

IPPNW-Chronik

Bundeskanzler Helmut Kohl schreibt als Antwort auf eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft Lebensschutz: "Sie [die Abschreckung] muss zusätzlich in der Lage sein, bei Versagen der Abschreckung diese wiederherzustellen. Dies kann auf westlicher Seite unter den gegenwärtigen Bedingungen vor allem durch Androhung, notfalls durch politisch kontrollierten Einsatz von Nuklearwaffen unter dem Aspekt begrenzter Schadenszufügung auf der Seite des Aggressors und begrenztem Schadensrisiko auf eigener Seite geschehen.
Brief an die Arbeitsgemeinschaft Lebensschutz von Bundeskanzler Helmut Kohl vom 28. Juni 1984 AZ Bundeskanzleramt 23/K 44521/84

März/April:
Der 4. Medizinischer Kongress: "Unser Eid auf Leben vepflichtet zum Widerstand" wird in Tübingen von den Südwestdeutschen Ärzteinitiativen und der IPPNW veranstaltet. 51 ReferentInnen aus dem In- und Ausland und 6000 BesucherInnen reisen an; über 2000 InteressentInnen finden wegen Überfüllung keinen Platz mehr. Eine Schlusserklärung über die Stationierung neuer Atomraketen in der Bundesrepublik wird beschlossen.

April: Beim Friedensmeeting des Komitees "Ärzte der DDR zur Verhütung eines Nuklearkrieges" in Berlin werden die Unterschriften von 45.000 ÄrztInnen und ZahnärztInnen des Amsterdamer Aufrufs der Öffentlichkeit überreicht, die durch die Strukturen der Gewerkschaften Gesundheit und Wissenschaft gesammelt wurden. Die meisten unterschreiben ohne genaue Kenntnis des Textes, denn Gewerkschafts-Aktionen sind gleichbedeutend mit staatlichen Anordnungen.

Juni:
In Espoo/Finnland findet der 4. Weltkongress "Physicians Insist: Nuclear War can be Prevented" statt. Jetzt sind es bereits 500 ÄrztInnen aus 53 Ländern, die daran teilnehmen. Eine internationale Forschungsarbeit über die Auswirkung des Atomkrieges auf Kinder und Jugendliche, die von der IPPNW mitbeauftragt wurde, wird dort präsentiert. Der Aufruf "An meine Patienten" wird vom Internationalen Rat beschlossen.

Oktober: Die internationale IPPNW erhält in Paris den "UNESCO-Preis für Friedenserziehung" für ihre "besonders bemerkenswerte Aktivität, um die Öffentlichkeit zu informieren und das Gewissen der Menschheit für den Frieden zu mobilisieren".

November:
Auf dem ehemaligen Gelände des STALAG Nr. 326-VI-K in Stukenbrock, eines Kriegsgefangenenlagers, in dem u.a. 65.000 sowjetische Soldaten und Zwangsverschleppte ermordet wurden, findet eine zentrale Kundgebung der IPPNW statt.

Aus dem Anlass der Verleihung des UNESCO-Preises wird in Berlin das erste IPPNW-Benefizkonzert zugunsten der in Korea lebenden Spätopfer aus Hiroshima, die zwangsweise als Kriegsgefangene dort lebten, veranstaltet. Olof Palme übernimmt die Schirmherrschaft. Es spricht Prof. Dr. Bernard Lown als Mitbegründer der IPPNW und Prof. Dr. Ulrich Gottstein.

Dezember: Das IPPNW-"Euregio-Treffen" behandelt die medizinische und ärztliche Aspekte der Katastrophenmedizin in der Euregio in Aachen.

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