1987

IPPNW-Chronik

Mit dem Ende des Jahres 1987 ist für die Friedensbewegung - zu der sich auch die IPPNW zählt - eine neue Situation eingetreten: Anfang des Monats Dezember wurde der INF-Vertrag zwischen der Sowjetunion und den USA unterzeichnet. Wenn die Pershing II und Cruise Missiles tatsächlich abgezogen werden, hat die Friedensbewegung ihr Ziel erstmal erreicht, für das sie seit Ende der 70er Jahre gekämpft hat. So ist dieser Vertrag - auch wenn er nicht die unmittelbare Folgen der Aktivitäten vieler Menschen in aller Welt für den Frieden ist - zuerst eine wichtige Erfahrung für uns alle: wir können auch gegen die vereinte Macht der Regierenden etwas erreichen!
Vorwort von Walter Popp in "Aus der Bedrohung zum Handeln", Hrsg: Walter Popp, Verlag Dr. Barbara Hövener, Berlin 1988

Januar: Start der Protestbriefaktion gegen Atomwaffentests und für ihren sofortigen Stopp. Über 3000 ÄrztInnen beteiligen sich spontan an der Aktion. Die Aktion wird regelmäßig alle Jahre bei jedem Test wiederholt, bis zur Unterzeichnung des Atomteststoppvertrags 1996. Danach wurden die Briefaktionen ausgeweitet für eine Abschaffung aller Atomwaffen, gegen Krieg und für den Frieden. Rund 1.400 ÄrztInnen beteiligen sich regelmäßig an den Aktionen.

Februar: IPPNW-Gedenkkonzerte werden anlässlich des Todestages Olaf Palmes veranstaltet: am 26. Februar Olaf-Palme-Gedenkkonzert der DDR-Sektion der IPPNW im Schauspielhaus in Ost-Berlin und am 28. Februar IPPNW-Benefizkonzert im Musikinstrumentenmuseum in West-Berlin.

Mai/Juni:
Der 7. Weltkongress der Föderation wird in Moskau/UdSSR veranstaltet, bei dem über 3000 ÄrztInnen aus 70 Ländern anwesend sind. Evgenij Chazov tritt als Ko-Präsident zurück, weil er Gesundheitsminister der UdSSR wird. Nachfolger wird Michail Kuzin.

Die internationale IPPNW zählt nun 175.000 Mitglieder und ist die am schnellsten wachsende medizinische Organisation der Welt. Die Erklärung "What we believe" (Was wir glauben) wird verabschiedet.

Die IPPNW tritt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei.

IPPNW-SatelLife wird gegründet, das über Satellit wissenschaftliche Medizinprogramme in Entwicklungsländer überträgt und eine Ergänzung zu den medizinischen Hilfsdiensten von Medikamenten- und ärztlichen Programmen für die Dritte Welt darstellt.

September: Der 1. Allgäuer Friedenspreis geht an Inge Aicher-Scholl, die Schwester der 1943 hingerichteten WiderstandskämpferInnen Hans und Sophie Scholl.

Oktober/November: Internationales Treffen der IPPNW-Studierenden in Sofia, Bulgarien.

Der "Appeal to Medical Students all over the World" wird verabschiedet.

November: 7. Medizinischer Kongress zur Verhinderung des Atomkrieges "Aus der Bedrohung zum Handeln" in Essen. Rund 2.500 ÄrztInnen nehmen teil. Podiumsdiskussionen zu Katastrophenschutz mit Karsten Vilmar, dem ehem. Präsidenten der Bundes-Ärztekammer und zu Wege zum Frieden mit Petra Kelly, MdB. Referate u.a. von Bernard Lown. Der Kongressband "Aus der Bedrohung zum Handeln" ist von der IPPNW-Geschäftstelle erhältlich.

Das 3. europäische IPPNW Symposium "Frieden in Europa - Zukunft für die Menschheit" in Prag führt west- und osteuropäische MedizinerInnen zusammen.

Ein Sonderheft des Rundbriefs über Medizin unter dem Nationalsozialismus wird von der bundesdeutschen Sektion herausgebracht. Das Heft wird von den führenden Bibliotheken in aller Welt angefordert und dient heute als ein Dokument der deutschen medizinischen Geschichtsforschung.

Dezember: Das Präsidium des Ärztetages lehnt es ab, die deutsche Sektion der IPPNW als Präsidiumsmitglied aufzunehmen.

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