1994

IPPNW-Chronik

1994 engagiert die IPPNW sich weiterhin unter der Leitung von Professor Ulrich Gottstein friedenspolitisch im ehemaligen Jugoslawien. Eine IPPNW-Sektion wird in Bosnien-Herzegowina gegründet. Ein "IPPNW-Balkan-Koordinationskomitee" organisiert Begegnungstreffen in Wien, Visegrad, Budapest und Graz, wo ÄrztInnen aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens sowie einiger Nachbarländer über ihre Rolle bei der Überwindung ethnischen Hasses und der Versöhnungsarbeit diskutieren.

Der 2. Internationale Workshop zu Konfliktlösung in Görlitz, Deutschland, wird vom AK-Entmilitarisierung zusammen mit der IPPNW-Regionalgruppe Görlitz organisiert. Es kommen u.a. TeilnehmerInnen aus den Nachbarländern Polen und der Tschechischen Republik, um über die Grenzproblemen zu diskutieren.

Mai: Den komplexen und in ihren Wirkungen bisher unterschätzten Zusammenhängen des Nord-Süd-Konfliktes widmet sich die IPPNW-Tagung "Konfliktachse Nord ./. Süd - Verpflichtung zum Handeln" in Jena. Schwerpunkt ist der ursprüngliche IPPNW-Gedanke Prävention statt Intervention. Mit seiner Aktion "Waffenexport erzeugt Krieg. Krieg erzeugt Flucht" ruft der Arbeitskreis "Süd-Nord" zum präventiven Handeln auf.

Juni: Veranstaltung der IPPNW, IALANA und IPB in Den Haag im Rahmen des Projekts Weltgerichtshof mit Übergabe der über 100 Millionen Unterschriften gegen Atomwaffen an den IGH (darunter 170.000 Erklärungen des öffentlichen Gewissens). Der Gerichtshof zeigt sich beeindruckt von der enormen Zahl der Unterschriften, die das Interesse der Menschen an einer Klärung des Rechtsstatus des Einsatzes von Atomwaffen bekundet.

IPPNW-Mitglieder protestieren gegen die chinesischen Atomtests im Juni und Oktober 1994 und drängen auf ein Einhalten des Atomteststopp-Moratoriums.

September: Die IPPNW verleiht die Clara-Immerwahr-Auszeichnung 1994 an den Polizeihauptkommissar Roland Schlosser. Er entließ eigenverantwortlich einen angolanischen Asylbewerber wegen katastrophaler Haftbedingungen aus der Abschiebe-Haft in die Obhut einer Vertrauensperson. Roland Schlosser wird für sein beispielhaftes Handeln aus sozialer Verantwortung geehrt.

Die deutsche IPPNW arbeitet im Auftrag der Hohen Flüchtlingskommissarin der Vereinten Nationen (UNHCR) in Guatemala an einem Pilotprojekt zur Wiederansiedlung der Flüchtlinge. Die Bevölkerung wird über Landminen aufgeklärt und guatemaltekische indianische Bauern werden trainiert sie zu entdecken, markieren und zu melden. So können die Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückkehren, und die Landwirtschaftsproduktion wieder angekurbelt werden. Die IPPNW fordert auf nationaler und globaler Ebene ein Verbot der Produktion, des Exports, der Verbreitung und des Einsatzes von Landminen.

November: Die IPPNW-Kampagne "Siemens-Ausstiegshilfe" wird gestartet. Sie trägt dem Konzern den Ausstieg aus der Atomtechnologie an. Viele Mitglieder erklären, dass sie solange keine medizinische Geräte von Siemens mehr kaufen, bis das Unternehmen aus der Atomindustrie ausgestiegen ist. Zusammen mit BUND protestiert die IPPNW mit Ballons vor der Siemens-Hauptverwaltung in München.

Dezember: Die UN-Vollversammlung fordert ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs über den Rechtsstatus des Einsatzes von und der Bedrohung mit Atomwaffen an. 34 Regierungen reichen dem Gerichtshof juristische Argumentationen ein. Die Resolution A/C.1/49/L.36 wird von der UN-Vollversammlung nach harter Auseinandersetzung mit 78 Stimmen, 43 Gegenstimmen und 38 Enthaltungen angenommen. Alyn Ware (USA) von der IALANA leistet intensive Lobby-Arbeit.

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