1997

IPPNW-Chronik

1997 hat gezeigt, welchen bislang kaum für möglich gehaltenen Erfolg ein geschickter und koordinierter Einsatz Tausender von Menschen in Hunderten von Ländern erlangen kann. Ein weltweites Bündnis aus Nichtregierungs-Organisationen, das Internationale Bündnis gegen Landminen, übten einen dermaßen effektvollen Druck auf die Öffentlichkeit und die Politiker aus, dass im Dezember 1997 ein international verbindliches Abkommen gegen Anti-Personen-Minen zur Unterschrift auslag.
(Aus dem IPPNW-Jahresbericht für 1997)

März: Prof. Gottstein berichtet aus Sarajevo. Er besucht u.a. die Kosevo-Klinik und stellt für den Wiederaufbau der Kinderpsychiatrie aus dem Spendenkonto "Bosnien-Hilfe" 20.000 DM zur Verfügung.

April: 40 Jahre nach der "Göttinger Erklärung" veranstaltet die IPPNW zusammen mit dem Trägerkreis "Atomwaffen abschaffen" eine zweitägige Konferenz unter dem Motto "Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen!" Zur öffentliche Veranstaltung kamen rund 800 Zuhörer, um den Friedensnobelpreisträger Joseph Rotblat und den Atomphysiker Carl-Friderich von Weizsäcker zu hören, letzterer Mitglied der Göttinger Achtzehn.

Auf die Gefahr der Weitergabe von spaltbarem Material verweist die IPPNW-Studie Primitive Atomwaffen, die in München mit großem Presse-Echo vorgestellt wird.

Das europäische IPPNW-Studierendentreffen findet in Bilbao, Spanien statt, wo Themen wie die Sicherheitsarchitektur Europas, Kinder und Krieg, Landminen und Mediation behandelt werden.

Juni: Die europäische Tagung der IPPNW, IALANA, INES und Burg Schlaining "Ein atomwaffenfreies Europa" wird in Burg Schlaining, Österreich organisiert. Vor einer bedrohlichen Ausweitung der Rolle von Atomwaffen als Ergebnis der NATO-Osterweiterung und der Europäisierung nationaler Atombomben warnt das Manifest von Schlaining, geschrieben auf dieser Tagung.

August: Der Urteilsverkündung im Nürnberger Ärzteprozess jährt sich zum 50. Mal und damit die Geburtsstunde des Nürnberger Kodex. Die Nürnberger Regionalgruppe der IPPNW nahm dies zum Anlass, in der Nachfolge des Kongresses Medizin und Gewissen 1996 mit einer Gedenkveranstaltung an die grundliegenden Prinzipien des Kodex von 1947 zu erinnern und ihn auf heutige medizinethische Fragen zu beziehen. Ergebnis dieses Versuchs ist der Nürnberger Kodex 1997.

Oktober:
Neun FriedensnobelpreisträgerInnen fordern auf Anregung der deutschen IPPNW zum UN-Abrüstungstag eine atomwaffenfreie Zone im Mittel- und Osteuropa in Antwort auf die NATO-Osterweiterung.

Der 150. Geburtstag der Firma Siemens in Berlin ist Aktions-Mittelpunkt der Siemens-Ausstiegshilfe. Konzerte mit Vorträgen, Rundfunkberichte, Podiumsdiskussion, Zeitungsanzeigen, Postkarten- und Plakataktionen und eine von Fernsehen und Nachrichtenagenturen weit verbreiteten Zeppelinaktion vor dem Internationalen Kongresszentrum bekräftigt das Eingeständnis von Siemens: "Das Atomgeschäft macht 2% des Umsatzes, aber 90% des Ärgers" (Spiegel 43/97).

November: Die ärztliche Ethik beschäftigt die Studierenden auf ihrem bundesweiten Treffen "Zum Dilemma ärztlichen Handelns" in Erlangen. Neben medizin-ethischen Fragen wurde zu "Medizin und Ökonomie" und der Initiative zur Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2000 bearbeitet.

Dezember: Die Internationale Kampagne für ein Verbot von Landminen (ICBL), an der die IPPNW sich aktiv beteiligt, erhält den Friedensnobelpreis. IPPNW-Mitglieder und Regionalgruppen beteiligen sich zudem am deutschen Bündnis gegen Landminen. In Ottowa kommt es zu einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag für ein Verbot der Anti-Personenminen.

Auf Einladung der Ärztekammer in Diyarbakir, Türkei/Kurdistan, lernt eine IPPNW-Delegation aus Deutschland "wie eng eine wirkliche Demokratisierung der Türkei von der friedlichen, politischen Verhandlungslösung der kurdischen Problematik abhängt, und umgekehrt. Genauso klar wurden wir an unsere Verantwortung in Deutschland erinnert, für eine sofortige Beendigung der Waffenlieferungen und sonstigen Militärhilfe der Bundesregierung entschlossen einzutreten..." (Zitat aus dem Delegationsbericht).

Über Istanbul eingeflogen, weil Innenminster Kanther die Einreise nach Deutschland verbietet, werden die TeilnehmerInnen des Friedenszuges "Musa Anter" auf ihrer Fahrt nach Diyarbakir und in Ankara durch türkisches Militär behindert.

zurück

Navigation