1998

IPPNW-Chronik

Januar: NATO-Osterweiterung, Irak, das strategische Konzept der NATO und ihre Atomwaffenpolitik sind Themen einer Diskussion mit General Klaus Naumann im Brüsseler NATO-Hauptquartier. 22 IPPNW-Mitglieder besuchen die Zentrale und setzen sich einen Tag lang mit Vertretern der NATO auseinander.

Februar:
Die Krise am Golf flammt erneut auf, mit Androhungen von Bombardements seitens der USA; diese werden dann im Dezember 1998 in die Tat umgesetzt. Die IPPNW protestiert gegen die Eskalationspolitik und warnt vor den Konsequenzen einer Zerstörung vermeintlicher Produktions- und Lagerstätten biologischer oder chemischer Waffen.

Der Film "In jenem Land" der russischen Regisseurin Lidija Bobrowa erhält während der Internationalen Filmfestspiele Berlin den Friedensfilmpreis 1998.

April:
Unter dem Motto "Atomenergie und die Bombe sind eins" verdeutlicht die IPPNW mit Hilfe eines großen aufblasbaren Reaktors mit einem Schornstein in Form einer Rakete die Verbindung zwischen militärischer und ziviler Nutzung der Atomenergie. Das Debut der IPPNW-Reaktorbombe findet vor dem UN-Gebäude in Genf anläßlich der jährlichen Konferenz zum Atomwaffen-Sperrvertrag statt.

August-Oktober:
Das Studierendenprogramm "famulieren und engagieren" schickt zum ersten Mal 10 Studierende in einer Pilotphase nach Belarus, USA, Kanada, Pakistan, Indien, Israel und Bosnien-Herzegowina. Das Projekt verbindet die medizinische Ausbildung mit sozialem Engagement.

Herbst: Die IPPNW-Kampagne "Abschalten. Abrüsten. Mitmachen" wird aufgrund der Atomtests in Asien und der Castor-Affäre mit Pressekonferenzen neu belebt, auf denen die Ergebnisse zweier Forsa-Umfragen vorgestellt wurden. 87% der Deutschen sind für einen Abzug der US-Atomwaffen auf deutschem Boden. Auch die Nachricht, dass 76% der deutschen Bevölkerung ein sofortiges Atomausstiegs-Gesetz befürworten, erzielt bundesweit Schlagzeilen. Die Kampagne, bestehend aus einer Anzeigenreihe in der Zeit, einer Wahlprüfsteine-Aktion und offenen Briefen von Vorstandsmitgliedern, zeigt Wirkung auf die Bundestagswahlkampagne.

Oktober: Unter dem Motto "Verantwortung für eine neue, zukunftsfähige Politik veranstaltet die IPPNW zusammen mit anderen Nichtregierungs-Organisationen einen Kongress in Bonn. Erstmalig tragen Organisationen aus den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Engagements ihre Kernforderungen an einen Politik-Wechsel zusammen.

November: Die internationale IPPNW beteiligt sich an der "Middle Powers Initiative" (MPI), ein Projekt einiger Organisationen, dessen Ziel es ist, wichtige atomfreie Staaten zu mobilisieren, Druck auf die Atomwaffenstaaten im Bezug auf Abrüstung auszuüben. Anfang November besucht eine Delegation der MPI das deutsche Auswärtige Amt und spricht mit dem neuen Staatsminister Ludger Volmer, um für eine deutsche Unterstützung der Resolution "Neue Agenda" in der UN-Vollversammlung zu werben. Danach ändert sich das Stimmverhalten Deutschlands von Ablehnung zu Enthaltung.

Der Hurrikan "Mitch" verwüstet Mittelamerika. Die deutsche IPPNW unterstützt mit einer Spende von 10.000 US-Dollar die Soforthilfemaßnahmen ihrer nicaraguanischen Schwesterorganisation MEDIPAZ und nimmt die Katastrophe zum Anlass, einen umfassenden Schuldenerlass für Honduras und Nicaragua zu fordern.

Eine anhaltende hohe Gewaltbereitschaft insbesondere gegenüber Fremden und der beunruhigende Stimmenzuwachs der rechtsextremen Parteien führt dazu, dass die IPPNW ihre Kampagnenbroschüre "Medizin gegen Ausländerhass" gründlich überarbeitet und neu herausgibt. Mit Erfolg. In wenigen Wochen werden über 20.000 Exemplaren bestellt.

Dezember: Unter dem Motto "Healing the Century of Violence: Towards Sustainable Peace" findet vom 4. bis 8. Dezember der 13. IPPNW-Weltkongress in Melbourne statt. Die schweizerische und die deutsche IPPNW bringen eine Resolution über die Verbindungen zwischen Atomenergie und Atomwaffen ein. Sie wird verabschiedet - damit spricht sich die internationale IPPNW zum ersten Mal gegen die zivile Nutzung der Atomenergie aus.

zurück

Navigation