2006

IPPNW-Chronik

"Die Folgen der zweiten großen atomaren Katastrophe des 20 Jahrhunderts werden vertuscht und verleugnet. Wie die Hibaksha, die Opfer von Hiroshima, so werden auch die Opfer von Tschernobyl alleine gelassen und aus dem Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gestrichen." (Dr. Angelika Claußen, IPPNW-Vorsitzende)

Januar: Die IPPNW-Tagung "Globalisierung, Krieg und Intervention" stellt sich der viel diskutierten und kontroversen Frage nach dem möglichen Einsatz von militärischer Gewalt zur Verhinderung von humanitären Katastrophen in Krisengebieten. Der Zusammenhang zwischen Globalisierung und Intervention wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zum Auftakt der Veranstaltung fordert der bekannte philippinische Soziologe Prof. Walden Bello mehr Bescheidenheit im "Norden" und mehr Vertrauen in den "Süden" bei der eigenen Konfliktlösungsfähigkeit.

April: Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl von 1986 hat die Welt verändert. Auf dem IPPNW-Kongress "Zeitbombe Atomenergie - 20 Jahre Tschernobyl" in Bonn diskutieren etwa 500 Besucher mit 77 Experten aus Deutschland, Russland, Weißrussland, der Ukraine, der Schweiz, den USA und Frankreich über die Folgen der Reaktorkatastrophe. Zudem hat die IPPNW gemeinsam mit der Gesellschaft für Strahlenschutz eine umfangreiche Studie zu den Tschernobyl-Folgen erarbeitet und publiziert. Die scharfe Kritik an den unstimmigen Opferzahlen der Internationalen Atomenergiebehörde führe dazu, dass diese zum 20. Jahrestag der Katastrophe keine Zahlen mehr nannte. Am Ostersamstag erscheint eine IPPNW-Anzeige in der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel "Es gibt keine 'friedliche' Nutzung der Atomenergie", die 1.600 Mitglieder und Anhänger der IPPNW unterzeichnen.

Oktober: "Im Streit zwischen Markt und Solidarität" so der Titel des dritten 3. IPPNW Kongresses "Medizin und Gewissen". Vom 20. bis 22. Oktober diskutieren über 1.000 TeilnehmerInnen aus Medizin, Pflege, Wissenschaft und sozialer Bewegung auf dem größten medizinethischen und gesundheitspolitischen Kongress Deutschlands eine gerechte und solidarische Gesundheitsversorgung. Darüber hinaus richtet der Kongress zum Auftakt den Blick auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit. 60 Jahre nach den Nürnberger Ärzteprozessen berichten Zeitzeugen wie Alice Ricciardi von Platen, Hedy Epstein und Arno Hamburger und Robert Jay Lifton stellt seine Studien zu "Ärzten im Dritten Reich" vor. Der überwiegende Teil des Kongresses ist aber gesundheitspolitischen Fragen gewidmet: Zugang, Qualität und Leistungen im System, Modelle der Verteilungsgerechtigkeit, Korrumpierbarkeit des Gewissens, Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, DRGs und die Folgen im Krankenhausalltag, Ökonomisierung und Globalisierung, Praktiken der Pharmaindustrie.

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