Leitbild der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung
In der IPPNW engagieren sich Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Medizinstudierende für eine menschenwürdige Welt frei von atomarer Bedrohung. Frieden ist unser zentrales Anliegen. Daraus entwickeln wir unser vielfältiges Engagement. Wir setzen uns ein für die Ächtung jeglichen Krieges, für gewaltfreie, zivile Formen der Konfliktbearbeitung, für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und die gerechte Verteilung der Ressourcen, sowie für ein soziales und humanes Gesundheitswesen. Dabei leiten uns unser ärztliches Berufsethos und unser Verständnis von Medizin als einer sozialen Wissenschaft.
Für eine Welt frei von atomarer Bedrohung
Die Bedrohung durch Atomwaffen ist nach Ende des Kalten Krieges nicht geringer geworden. In einer multipolaren Welt mit einer steigenden Anzahl von Atomwaffenstaaten ist das Risiko des Einsatzes von Atomwaffen größer denn je. Zusammen mit ihren Schwesterorganisationen in über 60 Staaten setzt sich die deutsche IPPNW seit ihrer Gründung 1982 für die Abschaffung und internationale Ächtung aller Atomwaffen ein.
Militärische und zivile Nutzung der Atomenergie sind eng miteinander verbunden. Wegen der Gefahren der Weiterverbreitung von Atomwaffen, eines erneuten atomaren Super-GAUs und des nicht beherrschbaren Atommüllproblems ist Atomenergie aus unserem ärztlichen Verständnis nicht zu verantworten. Aus Sorge um die Gesundheit und das Leben von Millionen Menschen fordern wir den Ausstieg aus der Atomenergie und eine Energiewende hin zu dezentralen und erneuerbaren Energien. Dies ist aufgrund der katastrophalen Folgen des weltweiten Klimawandels geboten. Gleichzeitig wirkt eine Energiewende friedenspolitisch präventiv, da sie Kriege um Rohstoffe verhütet. In diesem Sinn verstehen wir uns auch als eine umweltpolitische Organisation.
Für eine Welt frei von Krieg
Die neoliberale Globalisierung vertieft die Spaltung der Welt in Reich und Arm, zwischen Nord und Süd. Sie führt zu wirtschaftlicher und politischer Instabilität und eskaliert so den Nord-Süd-Konflikt. Gleichzeitig kann die wachsende Ungleichheit nur mit militärischer Gewalt aufrecht erhalten werden. Die IPPNW analysiert und benennt die Ursachen von Konflikten und Kriegen und beteiligt sich an der Suche nach einem Gesellschaftsmodell, das ein nachhaltiges, friedliches Zusammenleben der Völker ermöglicht. Frieden ist eine wesentliche Voraussetzung für den wirksamen Schutz der Menschenrechte, Krieg ist nur unter massiver Verletzung von Menschenrechten zu führen.
Für eine Medizin in sozialer Verantwortung
Unsere zunehmend kommerzialisierte Medizin lässt den Mensch hinter ökonomische Interessen zurücktreten. Wir wollen, dass allen das Recht auf gesundheitliche Versorgung zu Teil wird. Dabei gilt den schutzsuchenden Flüchtlingen und Menschen ohne Papiere in unserem Land unser besonderes Engagement.
Im Bewusstsein der Mittäterschaft von großen Teilen der deutschen Ärzteschaft im Nationalsozialismus setzen wir uns selbstkritisch mit der Vergangenheit und Gegenwart der Medizin und Psychologie auseinander. Mit Blick auf die essenzielle Verbindung von Medizin und Gewissen greifen wir ethische Probleme der heutigen Medizin auf und stellen immer wieder die Frage nach der Verantwortung ärztlichen und psychotherapeutischen Handelns.
Wir klären auf und mischen uns ein
Mit den wissenschaftlichen Kenntnissen und Erfahrungen unseres Berufsstandes lassen sich die medizinischen Auswirkungen der Atomtechnologie, von Krieg, Umweltzerstörung und sozialer Ungerechtigkeit konkret belegen. Dies hilft uns, unsere Anliegen auf beruflicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene zu kommunizieren. Gleichzeitig suchen wir den Austausch mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Wir wollen aufklären und politisch Einfluss nehmen, um im Sinne einer präventiven Medizin Risiken für Leben und Gesundheit vorzubeugen.
Als Teil der internationalen IPPNW steht die Deutsche Sektion weltweit im Austausch mit ärztlichen Friedensorganisationen. Kontakte zwischen Ärztinnen, Ärzten und Studierenden über Konfliktlinien hinweg sind oft ein erster Schritt zur Verständigung. Wir unterstützen friedensfördernde Prozesse gerade in Konfliktregionen und setzen den zunehmenden globalen Bedrohungen des Lebens unsere von Hoffnung getragene Arbeit entgegen.
(beschlossen am 16. August 2009)
Satzung der IPPNW
Die Satzung der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V. finden Sie hier.