IPPNW-Pressemitteilung vom 1.4.2014

Keine Instrumentalisierung für die Kriegsführung der Bundeswehr

Zusammenarbeit von Bundespsychotherapeutenkammer und Bundeswehr

01.04.2014 Mitglieder der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW haben sich in einem Offenen Brief an die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) gewandt. Die  PsychotherapeutInnen kritisieren die Zusammenarbeit von BPtK und Bundeswehr. Laut einer Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und der BPtK können sich SoldatInnen zukünftig auch von PsychotherapeutInnen in der Privatpraxis behandeln lassen, um Wartezeiten zu umgehen. Bundeswehr und BPtK sollen regelmäßig gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen durchführen, „in denen Psychotherapeuten Bundeswehrspezifika und das Verfahren der Behandlung und Abrechnung vorgestellt werden“. In dem Brief der PsychotherapeutInnen heißt es: "Durch diese Kooperation wird der Eindruck erweckt, als seien die psychischen Störungen der SoldatInnen eine akzeptable Folge eines akzeptablen Einsatzes von vor allem jungen Menschen".

Viele PsychotherapeutInnen fühlten sich als Zwangsmitglieder von der Kammer diesbezüglich nicht vertreten. Die Legitimität und Sinnhaftigkeit von militärischen Interventionen könne und müsse kontrovers diskutiert werden. „Es ist eine äußerst problematische  Botschaft, wenn mit der Institution, die ursächlich mit der Entstehung der Posttraumatischen Belastungsstörung verbunden ist, ein Vertrag über die zu erwartenden notwendigen Heilmaßnahmen abgeschlossen wird. Damit werden diese seelischen Verletzungen als Folgen eines legitimen staatlichen Handelns akzeptiert“, heißt es in dem Schreiben weiter.  Es sei erschreckend, dass es ein offen erklärtes Ziel der Bundespsychotherapeutenkammer sei, die psychisch leidenden Männer und Frauen soweit zu stabilisieren, dass sie weiter an Kriegseinsätzen teilnehmen können.

Zudem widerspreche eine solche bevorzugte Behandlung von SoldatInnen mit Traumafolgestörungen den allgemeinen heilberuflichen Prinzipien gleichen Zugangs zu bedarfsgerechter gesundheitlicher Versorgung für alle. Andere PatientInnen müssten lange auf Therapieplätze warten, während sich ihre unzureichend behandelte Störung weiter verschlimmere. Besonders dramatisch sei die Situation von Flüchtlingen, vor allem solange sie unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen. Diese Menschen hätten oft - und in der Regel unfreiwillig - unter kriegerischen Konflikten leiden müssen. Kriegerische Konflikte, die z.T. durch deutsche Waffenlieferungen, selbst in Konfliktregionen, mit begünstigt wurden. Sie bekämen aber nur selten und unter erschwerten Bedingungen eine psychotherapeutische Behandlung genehmigt. Dies sei eine Missachtung des universellen Menschenrechts auf Gesundheit, das  Regierungen zu gewährleisten hätten.

Zudem bestehe die einzig wirksame Prophylaxe von Traumafolgestörungen bei
SoldatInnen in ziviler Konfliktbearbeitung statt militärischer Intervention.

Sie finden den Offenen Brief im Wortlaut mit der Möglichkeit der Unterzeichnung unter http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Offener_Brief_BPtK_april2014.pdf

Kontakt: Angelika Wilmen, Pressesprecherin der IPPNW, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, Email: wilmen[at]ippnw.de, www.ippnw.de

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