Presseinformation vom 16.01.2004

Das Votum der Bevölkerung gegen einen Irak-Krieg achten

IPPNW-Ärzte appellieren an die Bundesregierung

Berlin- Die IPPNW fordern von der Deutschen Bundesregierung, unverzüglich alle internationalen Einflussmöglichkeiten auszuschöpfen, um einen Irak-Krieg zu verhindern. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die die IPPNW heute in Berlin vorstellte, befürchten 68 Prozent der Deutschen, dass ein Irak-Krieg den Terrorismus eher noch verstärken wird. 82 Prozent der Deutschen sind gegen einen Krieg gegen den Irak. Anderen Länderumfragen zufolge sind sich die Völker Europas in hohem Maße darin einig, dass ein solcher Krieg ungerechtfertigt und verhängnisvoll wäre. "Ein demokratisches Europa muss diesen eindeutigen Willen der Völker durch entsprechendes Handeln beherzigen", fordert Prof. Horst-Eberhard Richter, Ehrenvorstandsmitglied der IPPNW.

Die IPPNW-Ärzte rechnen im Falle eines neuen Krieges mit hunderttausenden Toten. Sollte es zu einem Krieg kommen, würde das ohnehin schon schwache Gesundheitssystem völlig zusammenbrechen. Schwere Verluste in der Zivilbevölkerung seien vor allem bei einer Schlacht um die Fünf-Millionen-Stadt Bagdad zu erwarten, sagte Dr. Judith Cook, Vorstandsmitglied von Medact, der britischen IPPNW.

Die Ärzte wehren sich außerdem gegen den propagandistischen Gebrauch medizinischen Vokabulars für die verharmlosende Darstellung von Krieg. "Der chirurgisch saubere Krieg ist eine Lüge", sagte Prof. Ulrich Gottstein, Ehrenvorstandsmitglied der deutschen IPPNW. Gottstein hatte nach dem zweiten Golfkrieg acht mal Hilfslieferungen in den Irak begleitet. "Zielgenau" wurde damals der größte Bagdader Luftschutzbunker zerstört, 1300 Kinder und Frauen kamen darin um. "Zielgenau" wurden auch die Elektrizitäts-, Wasser- und Kläranlagen zerstört, mit der Folge, dass die Menschen an dem vom Schmutzwasser verursachten Infektionen starben. Die Bombardierung einer Milchpulverfabrik ließ die auf künstliche Milch angewiesenen Babys qualvoll sterben. "Ein neuer Krieg wird noch grausamer werden", sagte Gottstein. Die Ärzte appellierten deshalb an die Politiker, einen brutalen imperialen Eroberungskrieg nach Vorbild des Kolonialzeitalters nicht zu tolerieren, sondern an der notwendigen Demokratisierung der internationalen Gemeinschaft weiterzuarbeiten und für das Ziel einer Kultur der Menschlichkeit und des Friedens zu kämpfen.

zurück

Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Materialien


Irak - Humanitäre Hilfe statt Waffen
pdf Datei | Im Shop bestellen

Navigation