Pressemitteilung

Verseuchte Gebiete im Irak

Einsatz uranhaltiger Munition

Berlin- Die Ärzteorganisation IPPNW fordert die deutsche Bundesregierung auf, sich für wissenschaftliche Untersuchungen der mit abgereichertem Uran verseuchten Gebiete im Irak einzusetzen. Außer den Menschen im Irak könnten auch deutsche Arbeiter, die bei Hilfsorganisationen und dem Wiederaufbau im Irak tätig sind, durch diese Waffen gefährdet werden, so die IPPNW. Man müsse feststellen, wo und in welcher Menge Uranmunition von den USA und Großbritannien eingesetzt wurde.

Die IPPNW sieht ihre Forderung von der UN-Umweltorganisation UNEP bestätigt, die jüngst ebenfalls eine wissenschaftliche Untersuchung der Uran verseuchten Gebiete im Irak forderte. Um einen wirksamen Schutz der Menschen zu gewährleisten, ist es notwendig, die exakte Zusammensetzung der Radiosotopen in den Urangeschossen zu kennen, so die IPPNW. Beim Einsatz im Jugoslawienkrieg wurde Plutonium und Uran 236 mit dem abgereicherten Uran gemischt. Neuere Berichte aus Afghanistan lassen Wissenschaftler vermuten, dass auch natürliches Uran in der dort eingesetzten Munition verwendet wurde.

Darüber hinaus fordert die IPPNW eine epidemiologische Studie über die von irakischen Ärzten seit 1991 berichtete Erhöhung der kindlichen Leukämie- und Krebsraten im Südirak - sobald die Nachkriegssituation es erlaubt. Dies wäre ein erster Schritt, um weitere strahlenmedizinische Untersuchungen bei der betroffenen Bevölkerung folgen zu lassen. Die Finanzierung sämtlicher Untersuchungen soll von den USA und Großbritannien getragen werden, so die IPPNW.

Mehr als 300 Tonnen uranhaltige Munition wurde im Golfkrieg 1991 verschossen. Irakische Ärzte berichten von stark erhöhten Krebsraten, insbesondere bei Kindern im Südirak, wo beobachtet wurde, dass Kinder mit den uranverseuchten Trümmern der Panzer und Geschosse gespielt haben. Der IPPNW liegen Unterlagen von irakischen Ärzten vor, die eine signifikante Erhöhung der Krebs- und Fehlbildungsraten dokumentieren. Bisher konnte weder eindeutig bewiesen noch ausgeschlossen werden, dass die uranhaltige Munition diese Krebsfälle verursacht hat.

"Systematische epidemiologische und strahlenmedizinische Untersuchungen, z.B. durch die Weltgesundheitsorganisation WHO, müssen endlich die Ursachen der erhöhten Leukämien, vor allem bei Kindern, aufklären. Finanzieren müssen das die USA und Großbritannien", sagte Dr. Angelika Claußen, Vorstandsmitglied der deutschen IPPNW. Die WHO hatte im Februar 2001 zunächst US$ 2 Millionen Startgeld und dann langfristig US$ 20 Millionen für epidemiologische Studien im Irak und auf dem Balkan angefordert. Die Studien wurden jedoch bisher nicht finanziert und die WHO erhielt erst einen Tag vor Kriegsbeginn die Genehmigung für die Durchführung der Studie durch den Irak.

Zudem plädiert die IPPNW dafür, dass Wissenschaftler, die solche Untersuchungen vornehmen, sich dringend mit dem Risikomodell des European Committee on Radiation Risk (ECRR) als neue Quelle für ihre Arbeit befassen. Bisher wurden ausschließlich physikalische Risikomodelle verwendet, die die interne Strahlendosis auf der Zellebene und epidemiologische Indizien außer Acht lassen.

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