IPPNW fordert deutschen Beitrag zum Frieden

Zerstörte medizinische Infrastruktur

5. Jahrestag des Irakkriegs

Wissenschaftlich fundierte Hochrechnungen schätzen, dass in den fünf Jahren Krieg im Irak rund eine Million Iraker durch Kriegseinwirkungen und indirekte Kriegsfolgen ungekommen sind. Laut UN-Flüchtlingsorganisation sind zwei Millionen Iraker Flüchtlinge im eigenen Land, weitere zwei Millionen sind in benachbarte Länder wie Syrien und Jordanien geflohen. Ein Bericht der britischen IPPNW-Sektion Medact bezeichnet das Gesundheitswesen im Irak als desaströs (Quelle siehe unten) und sieht die Ursachen in den Unterlassungen der Besatzungskräfte seit 2003 und ihrer Missachtung der Genfer Konvention bezüglich medizinischer Neutralität. Was der Verlust medizinischer Neutralität konkret bedeutet, beschreibt eine Sprecherin des Internatio-nalen Komitees des Roten Kreuzes: »Bewaffnete Männer stürmen die Krankenhäuser und zwingen die Ärzte dazu, ihre eigenen Patienten vor allen anderen zu behandeln. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Patienten darauf bestehen, ihre Waffen und Masken zu behalten, während sie behandelt werden. Dies ist eine traumatisierende Situation für die behandelnden Ärzte«. Die Konsequenz ist, dass mehr als die Hälfte der 34.000 Ärzte, die vor 2003 registriert waren, bis Oktober 2006 den Irak verlassen haben. Alleine 2.000 Ärzte wurden in den vergangenen fünf Jahren ermordet. Der Iraker Abu Nasr, dessen Cousin im Krankenhaus aus dem Bett gerissen und ermordet wurde, sagt: »Es ist besser zu sterben statt ins Krankenhaus zu gehen. Die Krankenhäuser sind zu »Killing Fields« (Todeszonen) geworden.«Der »Krieg gegen den Terror« hat mit den Kriegen im Irak und Afghanistan eine ganze Weltregion destabilisiert. IPPNW fordert von Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lage. Dazu gehört der Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan, aber auch die Konsequenz aus der Er-kenntnis, »dass die direkte deutsche Beteiligung am Krieg im Irak viel größer ist, als allgemein ange-nommen«, so das IPPNW-Vorstandsmitglied Matthias Jochheim aus Frankfurt. »Viele der hier statio-nierten über 60.000 US-Soldaten rotieren immer wieder zu Kampfeinsätzen, Verweigerer sitzen in US-Militärgefängnissen auf deutschem Gebiet, und die zahlreichen Basen, zuallererst Ramstein, sind die wichtigsten Nachschubdrehkreuze außerhalb der USA. Diese Unterstützung endlich aufzukündigen, muss ein wichtiges Ziel aller Kriegsgegner hierzulande sein.«

Dennoch kann Deutschland alleine den notwendigen politischen Kurswechsel der USA nach dem Ende der Ära Bush nicht durchsetzen. Die deutsche IPPNW fordert, dass der UN-Sicherheitsrat keiner weite-ren Verlängerung des Besatzungsmandats für amerikanische und andere ausländische Truppen mehr zustimmt. Der UNO sollte die gewichtige Rolle zukommen, den politischen Friedensprozess im Irak zu moderieren und die dringend benötigte umfangreiche Zivilhilfe zu koordinieren. Die deutsche IPPNW bringt ihre Kompetenz zur Verbesserung der Lage im Land ein und führt zwei Ausbildungsprojekte mit irakischen Ärzten durch: ein Projekt zur Kinder- und Jugendpsychiatrie und eines zur Umweltmedizin.

Rückfragen bitte an Dr. Jens-Peter Steffen, Tel 030 / 698 074 13 oder steffen@ippnw.de

zurück

Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Materialien


Irak - Humanitäre Hilfe statt Waffen
pdf Datei | Im Shop bestellen

Navigation