IPPNW Kinderhilfe Irak

IPPNW Irak-Kinderhilfe
Nach 30 Jahren endete 2022 die Arbeit der Irak-Kinderhilfe der IPPNW – denn ihr Begründer und Koordinator Prof. Dr. Ulrich Gottstein wurde 95 Jahre alt. Von Mai 1991 bis November 2021 hat die Kinderhilfe der kriegsgeplagten Bevölkerung im Irak Beistand geleistet, zunächst mit Hilfslieferungen für das Gesundheitswesen. Ab 2003 haben die Ärztinnen und Ärzte der Kinderhilfe zahlreiche irakische Kinder zu Operationen und stationären Behandlungen in deutschen Kliniken untergebracht.

Die IPPNW-Kinderhilfe konzentrierte sich auf die direkte Hilfe für irakische Kinder, die in Folge von Kriegsverwundungen oder schweren Krankheitsbildern dringend einer Behandlung oder Operation bedurften. Dazu sind die irakischen Ärzt*innen und Krankenhäuser bislang nicht in der Lage. Ihnen fehlen die speziellen Laboratorien und Röntgengeräte, Computer- und Magnetresonanztomographie, vor allem aber die spezialisierten und erfahrenen Fachärzt*innen.

Ursache hierfür war, dass infolge der Kriege und des 13-jährigen Embargos eine Fortbildung im westlichen Ausland nicht möglich war, und dass nach Ende des Embargos und Sturz der irakischen Staatsautorität im Mai 2003 das Chaos mit Ermordungen, Geiselnahmen, Erpressungen, Sprengstoffattacken und Vertreibungen einsetzte. Von den 34.000 irakischen Ärzt*innen verließen bis heute nahezu 50 % ihr Land. Mehr als 2.000 Ärzt*innen wurden ermordet. Viele erfahrene und ältere Ärzt*innen fanden mit ihren Familien im benachbarten Jordanien, Syrien, Yemen und anderen arabischen Ländern eine sichere Unterkunft.

Seit Mai 2003 hat die IPPNW-Kinderhilfe Irak mehr als 100 irakische Kinder zu Operationen und stationären Behandlungen in deutschen Kliniken unterbringen können. Es handelte sich zunächst vorwiegend um Verbrennungen der Haut im Gesicht, Hals und Brust, um Augenverletzungen und Trümmerfrakturen, dann um gastro-intestinale (Magen- und Darm) sowie urogenitale Fehlbildungen (Harn- und Geschlechtsorgane) und Entzündungen sowie um schwerste angeborene Herzfehler.

Diese humanitären Leistungen konnten nur mit Hilfe deutsch-irakischer Ärzt*innen vermittelt werden, die ihre Verwandtschaft im Irak besucht haben und dann dort von den irakischen Ärzt*innen und Familien um Hilfe gebeten wurden. Alle Arbeiten der Kinderhilfe wurden ehrenamtlich geleistet. Die Verhandlungen mit der deutschen Botschaft in Bagdad, mit den deutschen Behörden, Versicherungen, Fluggesellschaften und insbesondere mit den Krankenhäusern und Chefärzt*innen gehörten zur täglichen Arbeit. „Wir sind den Kliniken sehr dankbar, insbesondere wenn sie die Operationen aus eigenen humanitären Mitteln spendeten oder stark reduzierte Rechnungen stellten. Doch ohne die Spenden hätten wir unsere Unterstützung nicht leisten können. Unsere humanitäre Hilfe für die leidgeprüften Kinder des Iraks diente nicht nur der Linderung körperlicher und seelischer Leiden, sondern auch dem zwischenmenschlichen Vertrauen, der Versöhnung unter den Völkern und dem Frieden”, so Professor Gottstein.

Unser Dank

Diese Hilfen wären ohne die kompetente und unermüdliche Mitarbeit des deutsch-irakischen Kinderarztes in Frankfurt, Dr. med. Jabbar Said-Falyh, nicht möglich gewesen, der den direkten Kontakt mit den irakischen Ärzten hielt und auf arabisch die direkten Verhandlungen führte.

Die Bezahlungen aller Rechnungen für die Flugtickets, Reisekosten, die Visa, die Versicherungen, die Unterkünfte und Beköstigung der Begleitpersonen und vor allem die sehr teuren Klinikrechnungen erfolgten aus unserem Spendenkonto "IPPNW-Kinderhilfe Irak", von unseren großherzigen Spender*innen, sowie auch von Stiftungen, wie "BILD HILFT" oder der Stiftung "phyto-Kids" der Firma bionorica. Wir arbeiteten selbstverständlich ehrenamtlich.

Wir sind den Chefärzten (die keine Rechnung stellten), sowie den Klinikverwaltungen, wenn sie entweder aus "humanitären" Budgets die Kosten übernahmen oder reduzierte Rechnungen stellten, und allen Groß- und Kleinspendern sehr dankbar. 

Seit dem Jahr 2003 war die Gruppierung "Children of Baghdad e. V." eng an die IPPNW-Kinderhilfe Irak gekoppelt. Deutsche und deutsch-irakische IPPNW-Kinderärzt*innen und Psychotherapeut*innen (Dr. Rahman und Dr. Khalik) und Psycholog*innen bildeten irakische Ärzt*innen in der Psychotherapie seelisch traumatisierter Kinder aus. Ein Zentrum für Psychotherapie traumatisierter Kinder und Jugendlicher soll in Bagdad an der Psychiatrischen Universitätsklinik gegründet werden, sobald es die Verhältnisse in der Stadt erlauben.

Die Arbeit der "IPPNW-Kinderhilfe Irak" ist nicht nur eine ärztlich-humanitäre Leistung, sondern dient auch dem Frieden und der Versöhnung. Die Clans und Familien danken uns, und die Kinder als nächste Generation sind in wenigen Jahren die Verantwortlichen im Land.

Materialien

Die Irak-Kinderhilfe

Geschichte und Abschied

Irak – Humanitäre Hilfe statt Waffen

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