IPPNW-Pressemitteilung vom 18. Juni 2024

Den Gazastreifen zum Hungergebiet erklären

Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen

Die deutsche Sektion der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW unterstützt die Forderungen des Aufrufs von zivilgesellschaftlichen Organisationen, den Gazastreifen zum Hungergebiet zu erklären. Die Vereinten Nationen und die Palästinensische Autonomiebehörde werden aufgerufen, den Gazastreifen aufgrund von Hungersnot, Umweltverschmutzung und der Ausbreitung von Krankheiten unverzüglich zum Hungergebiet zu erklären und die notwendigen Maßnahmen zum Schutz seiner Bewohner*innen zu ergreifen.

Nach dem humanitären Völkerrecht und den internationalen Menschenrechtsnormen ist die Verursachung einer Hungersnot als militärische Taktik gegen die Zivilbevölkerung verboten. Artikel 54 des Ersten Zusatzprotokolls zur Vierten Genfer Konvention von 1977 bekräftigt den Schutz von Objekten, die für das Überleben der Zivilbevölkerung unentbehrlich sind, und verbietet die Zerstörung solcher Objekte (einschließlich Nahrungsmitteln, landwirtschaftlichen Flächen, Feldfrüchten, Viehbestand, Trinkwasseranlagen und Bewässerungsanlagen) wenn der Zweck darin besteht, die Zivilbevölkerung auszuhungern oder zu zwingen, sich zu bewegen, oder wenn dies aus anderen Motiven geschieht.

Auch Artikel 14 des Zweiten Zusatzprotokolls zur Vierten Genfer Konvention von 1977 verbietet das Aushungern von Zivilisten als Mittel der Kriegsführung und verbietet Angriffe auf Objekte, die für das Überleben der Zivilbevölkerung unentbehrlich sind.

Laut dem Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen herrscht im nördlichen Gazastreifen nach sieben Monaten Krieg eine "ausgewachsene Hungersnot". Die Direktorin des Welternährungsprogramms Cindy McCain erklärte Anfang Mai 2024, dass die strengen israelischen Beschränkungen für humanitäre Lieferungen in das Gebiet die Zivilbevölkerung in dem am stärksten isolierten und verwüsteten Teil des Gazastreifens an den Rand des Abgrunds getrieben hätten. Nach aktuellen Angaben des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) benötigen mehr als 50.000 Kinder im Gazastreifen eine sofortige medizinische Behandlung wegen akuter Unterernährung.

Für die IPPNW ist Hunger ein Aspekt des Krieges. Hunger verletzt das humanitäre Völkerrecht. Während die Klimakrise zu globalen Umweltveränderungen führt, tragen auch Kriegshandlungen unwiderruflich zur Vernichtung von Ernährungskapazität auf der Erde bei. Als Organisation mit Mitgliedern aus den Gesundheitsfachberufen setzt sich die IPPNW dafür ein, dass die Folgen von Ernährungsunsicherheit und Hunger auf die menschliche Gesundheit im Vorhinein wahrgenommen und bekämpft werden.



Weitere Informationen:
Der Aufruf "Urgent Call to Declare Gaza a Famine-Stricken Area"


Kontakt:

Frederic Jage-Bowler, IPPNW-Presse, jagebowler[at]ippnw.de, 030  698074 15

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

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