IPPNW-Pressemitteilung vom 24. März 2022

Ausweitung des Krieges bis hin zum Atomkrieg verhindern

Ein Monat Angriffkrieg – Nato- und EU-Gipfel, G7-Treffen

24.03.2022 Die Friedensnobelpreisträgerorganisation IPPNW fordert die NATO- und EU-Staaten auf, sich für einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine, Hilfslieferungen für Zivilist*innen in der Ukraine und eine Unterstützung der Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland einzusetzen. „Wir appellieren an die Staatengemeinschaft alle Mittel auszuschöpfen, um eine weitere Eskalation in eine Ausweitung des Krieges bis hin zum Atomkrieg zu verhindern. Wir müssen die Dynamik des Krieges stoppen und dürfen Gewalt nicht mit Aufrüstung und Gegengewalt bekämpfen“, erklärt der IPPNW-Vorsitzende Dr. Lars Pohlmeier.


Militärmanöver wie „Cold Response“ in Norwegen, erneute Waffenlieferungen sowie die dauerhafte Stationierung weiterer Kampfverbände in Osteuropa, die gegen die NATO-Russland-Grundakte verstoßen würden, bergen die Gefahr einer Ausweitung des Krieges. Die IPPNW hält es für dringend notwendig, dass die NATO-Mitglieder eine  Flugverbotszone über der Ukraine weiterhin strikt ablehnen. Bei einem Flugverbot für russische Kampfflugzeuge würde ein Krieg zwischen Atomwaffenstaaten drohen.

Die IPPNW weist auf die existentielle humanitäre Bedrohung durch Atomwaffen und die katastrophalen Folgen eines Einsatzes hin. Russland und die USA sollten in dieser Situation ihre Atomwaffen aus der erhöhten Alarmbereitschaft nehmen sowie den Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen erklären. "Die Militärdoktrinen der NATO und auch Russlands schließen den atomaren Ersteinsatz nicht aus. Der Einsatz von Nuklearwaffen ist z.B. möglich, wenn die Existenz der Russischen Föderation auf dem Spiel steht, unabhängig davon, ob die Entwicklung militärisch oder ökonomisch droht. Wenn also z.B. durch Sanktionen eine existenzielle Not entsteht, erhöht dies das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes. Auch wenn es durch einen ständigen Zustrom von Waffen aus der EU und aus den USA zu einem militärischen `Patt´ kommt, stellt sich die Frage, welche Optionen für Putin bleiben außer dem Einsatz taktischer Atomwaffen“, erklärt IPPNW-Vorstandsmitlied Ralph Urban.

Die russische Bombardierung von Gesundheitseinrichtungen verurteilt die IPPNW als Kriegsverbrechen. Gemäß Verlautbarungen der UN sind seit Beginn des Angriffskrieges bis zum 18. März 2022 62 Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen angegriffen worden. Laut Berichten von Human Rights Watch verwenden die russischen Streitkräfte zudem Streumunition, z.B. in dicht besiedelten Gebieten wie in der Stadt Charkiw oder in der Stadt Mykolaiv im Süden der Ukraine. Das Übereinkommen von Oslo über Streumunition, das seit 1. August 2010 in Kraft ist, verbietet diese Art von Munition. Ein erheblicher Prozentsatz der Munitionen detoniert nicht, sondern verbleibt als Blindgänger vor Ort und gefährdet die Bevölkerung. Weder Russland noch die Ukraine sind Vertragsparteien dieses Verbotsvertrags.

Zudem gibt es Meldungen über den Einsatz von sogenannten „Vakuumbomben“ durch Russland, die nach  internationalem Recht verboten sind. Gemäß dem Genfer Protokoll III über Brandwaffen von 1980 ist der Einsatz in der Nähe von ziviler Infrastruktur oder gar gegen Zivilisten untersagt. Russland ist dem Abkommen beigetreten.

Kontakt: Angelika Wilmen (IPPNW-Friedensreferentin), Tel.: 030 698074-13, E-Mail: wilmen@ippnw.de

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Hintergrundinformationen

Ärzt*innen warnen vor dem Atomkrieg
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Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine
IPPNW-Papier: Überblick über bestehende Vorschläge und mögliche Schritte, den Krieg in der Ukraine durch Diplomatie statt durch Waffen zu beenden, 6. überarbeitete Auflage, Feb. 2024

Erklärungen der IPPNW
Hamburger Erklärung: Im Sturm den Friedenskurs halten (2022) | Download
Resolution: Am IPPNW-Friedenskurs festhalten (2023) | Download

"Schmutzige Bombe"
IPPNW-Information zu radiologischen Dispersionwaffen

Hyperschallkriege
Recherche von Ralph Urban zum neuen Wettrüsten mit Hyperschallwaffen (Forum 169/2022)

Risiko eines Atomkriegs aus Versehen
Mehr unter: atomkrieg-aus-versehen.de

Vertragsentwürfe zu Sicherheitsgarantien
Das russische Außenministerium hat am 17. Dezember 2021 Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO sowie zwischen Russland und den USA vorgelegt. Das Ostinstitut Wismar hat die russischen Vertragsentwürfe in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung veröffentlich. Die Antwort der NATO an Russland wurde bisher nicht veröffentlicht.

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Reden von IPPNW-Mitgliedern*:

23.02.2024 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
10.04.2023 Ute Rippel-Lau, Hamburg
10.04.2023 Dr. Inga Blum, Hamburg
10.04.2023 Matthias Jochheim, Frankfurt
09.04.2023 Werner Strahl, Essen
08.04.2023 Ralf Urban, Wedel
08.04.2023 Odette Klepper, Düren
08.04.2023 Siegfried Lauinger, Kiel
08.04.2023 Angelika Claußen, Bielefeld
08.04.2023 Dr. Helmut Lohrer, Freudenstadt
01.10.2022 Ralph Urban, Hamburg
01.10.2022 Christoph Krämer, Berlin
01.10.2022 Matthias Jochheim, Frankfurt
01.10.2022 Dr. Helmut Lohrer, Stuttgart
18.04.2022 Dr. Elisabeth Heyn, Nürnberg
17.04.2022 Ernst-Ludwig Iskenius, Neuruppin
13.03.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin | Youtube
13.03.2022 Dr. Inga Blum
13.03.2022 Ralph Urban
04.03.2022 Dr. Sabine Farrouh, Offenbach
27.02.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
26.02.2022 Ute Rippel-Lau, Hamburg

* Die Redebeiträge sind persönliche Texte der Redner*innen und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der IPPNW bzw. des Vorstandes der IPPNW wider.

Fotos von der Kundgebung Atomkrieg verhindern in Hamburg

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