IPPNW-Pressemitteilung vom 08. Mai 2024

Den Ukrainekrieg mit einem Verhandlungsfrieden beenden

Ankündigung russischer Atommanöver

Anlässlich der geplanten russischen Atommanöver warnt die ärztliche Friedensorganisation IPPNW erneut vor einer Eskalation des Ukrainekrieges zum Atomkrieg. Alle Atomwaffenstaaten müssten sich in einem ersten Schritt vertraglich verbindlich verpflichten, auf einen Erst-Einsatz von Atomwaffen zu verzichten und Atomwaffen aus der höchsten Alarmbereitschaft zu nehmen. Mit diesem Vorschlag, die chinesische Atomwaffendoktrin des „No first use“ aufzugreifen, sollten die Atomwaffenstaaten USA, Großbritannien und Frankreich auf Russland zugehen. Ein solches Vorgehen könne zudem die geopolitische Rivalität zwischen China und den USA entspannen.

Die Friedensnobelpreisträgerorganisation fordert von der Bundesregierung außerdem, eine Initiative zu ergreifen, den Ukrainekrieg mit einem Verhandlungsfrieden zu beenden – wie es das Friedensgebot im deutschen Grundgesetz fordert. Die Bundesregierung könnte beispielsweise den Vorschlag Chinas für eine Friedenskonferenz unterstützen, bei der die Ukraine und Russland gleichberechtigt am Verhandlungstisch sitzen. Die Schweiz wird am 15. und 16. Juni 2024 Gastgeber einer zweitägigen Friedenskonferenz sein, zu der Russland jedoch nicht eingeladen wurde.

Deutschland ist seit über zwei Jahren mit immer mehr Waffenlieferungen, kriegerischen Gesten und immensen Geldsummen immer tiefer in den Krieg verstrickt. Die im Bundestag am 22. Februar 2024 beschlossene Forderung nach Lieferungen weitreichender Waffensysteme und die Forderung nach Unterstützung der Ukraine, auch strategische Ziele „weit im rückwärtigen Bereich“ Russlands zu zerstören, birgt ein Eskalationspotential hin zu einem 3. Weltkrieg. Das zeigen auch die Drohungen der russischen Regierung, britische Militärziele anzugreifen, falls die Ukraine von Großbritannien gelieferte Raketen für Angriffe auf Russland nutze. Statt immer mehr Steuer-Milliarden für die Lieferung von immer gefährlicheren Waffen zu verwenden, fordert die IPPNW klare Signale für eine friedensorientierte Außenpolitik Deutschlands und eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa unter Einbeziehung Russlands.

Die IPPNW erinnert zum Tag der Befreiung an die bis zu 28 Millionen Menschen aus der damaligen Sowjetunion, die im 2. Weltkrieg im Kampf gegen den Faschismus ums Leben gekommen sind, darunter Millionen Ukrainer*innen. Die UN-Charta verbietet nicht nur den Einmarsch in andere Staaten, sondern fordert auch eine friedliche Lösung kriegerischer Konflikte. Der 2+4-Vertrag, dem Deutschland seine Wiedervereinigung verdankt, gebietet in seiner Präambel und Artikel 2 wirksame Maßnahmen zur Rüstungskontrolle und Vertrauensbildung sowie, „dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird.“

Auch innerhalb des NATO-Militärbündnisses und der Arbeit der deutschen Bundesregierung sind über lange Jahre schwerwiegende Versäumnisse erfolgt. Die Weigerung, die eigenen Anteile im Konflikt mit Russland zu sehen, beraubt uns der Chance, einen wichtigen Beitrag zu seiner Beendigung zu leisten. Militarisierung oder gar atomare Abschreckung sind keine Alternative zur notwendigen Deeskalation.



Weitere Informationen:

Beschluss der Mitgliederversammlung der IPPNW: „Mut zu Abrüstung und Frieden - gerade jetzt!“
Beschluss der Mitgliederversammlung der IPPNW „Den Ukrainekrieg mit einem Verhandlungsfrieden beenden“


Pressekontakt:
Frederic Jage-Bowler, IPPNW-Presse, jagebowler[at]ippnw.de, 030  698074 15

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Hintergrundinformationen

Ärzt*innen warnen vor dem Atomkrieg
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Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine
IPPNW-Papier: Überblick über bestehende Vorschläge und mögliche Schritte, den Krieg in der Ukraine durch Diplomatie statt durch Waffen zu beenden, 6. überarbeitete Auflage, Feb. 2024

Erklärungen der IPPNW
Hamburger Erklärung: Im Sturm den Friedenskurs halten (2022) | Download
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"Schmutzige Bombe"
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Hyperschallkriege
Recherche von Ralph Urban zum neuen Wettrüsten mit Hyperschallwaffen (Forum 169/2022)

Risiko eines Atomkriegs aus Versehen
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Vertragsentwürfe zu Sicherheitsgarantien
Das russische Außenministerium hat am 17. Dezember 2021 Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO sowie zwischen Russland und den USA vorgelegt. Das Ostinstitut Wismar hat die russischen Vertragsentwürfe in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung veröffentlich. Die Antwort der NATO an Russland wurde bisher nicht veröffentlicht.

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Reden von IPPNW-Mitgliedern*:

23.02.2024 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
10.04.2023 Ute Rippel-Lau, Hamburg
10.04.2023 Dr. Inga Blum, Hamburg
10.04.2023 Matthias Jochheim, Frankfurt
09.04.2023 Werner Strahl, Essen
08.04.2023 Ralf Urban, Wedel
08.04.2023 Odette Klepper, Düren
08.04.2023 Siegfried Lauinger, Kiel
08.04.2023 Angelika Claußen, Bielefeld
08.04.2023 Dr. Helmut Lohrer, Freudenstadt
01.10.2022 Ralph Urban, Hamburg
01.10.2022 Christoph Krämer, Berlin
01.10.2022 Matthias Jochheim, Frankfurt
01.10.2022 Dr. Helmut Lohrer, Stuttgart
18.04.2022 Dr. Elisabeth Heyn, Nürnberg
17.04.2022 Ernst-Ludwig Iskenius, Neuruppin
13.03.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin | Youtube
13.03.2022 Dr. Inga Blum
13.03.2022 Ralph Urban
04.03.2022 Dr. Sabine Farrouh, Offenbach
27.02.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
26.02.2022 Ute Rippel-Lau, Hamburg

* Die Redebeiträge sind persönliche Texte der Redner*innen und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der IPPNW bzw. des Vorstandes der IPPNW wider.

Fotos von der Kundgebung Atomkrieg verhindern in Hamburg

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