IPPNW-Pressemitteilung vom 12. Juni 2023

Friedensnobelpreisträgerorganisation fordert Risikoreduktion statt Provokation

IPPNW-Jahrestreffen 2023 in Berlin

Die ärztliche Friedensorganisation hat auf ihrem Jahrestreffen mit etwa 160 Teilnehmer*innen ein Ende der Kampfhandlungen und ein Waffenstillstandsabkommen in der Ukraine gefordert, um die Voraussetzungen für eine diplomatische Lösung der Krise unter internationaler Vermittlung zu schaffen. Vor dem Hintergrund des heute beginnenden NATO-Luftwaffenmanövers „Air Defender 2023“ warnt die Organisation vor der Gefahr einer Eskalation des Krieges und mahnt stattdessen eine Reduktion von Risiken an. Auch für den Nuklearbereich fordert die IPPNW die sofortige Wiederaufnahme von Verhandlungen zur nuklearen Rüstungskontrolle. Laut dem aktuellen Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI forcieren derzeit alle neun Atomwaffenstaaten ihre nukleare Aufrüstung.

„Die enorme Ressourcenverschwendung durch Krieg und Militär und eine Politik der Konfrontation anstatt der Kooperation konterkariert alle Bemühungen zur Lösung der weltweiten Klimakrise. Wichtige internationale Abrüstungsverträge wie der ABM-Raketenabwehrvertrag oder der Verbotsvertrag für atomare Mittelstreckenraketen in Europa (INF), wurden durch die USA gekündigt“, heißt es in dem am Wochenende verabschiedeten Leitantrag. Die IPPNW fordert die partnerschaftliche Einbindung von Staaten und der internationalen Zivilgesellschaft, um zuverlässige und gleichberechtigte Sicherheitsstrukturen zu schaffen. Internationale Institutionen wie die OSZE und die Vereinten Nationen müssten reformiert und gestärkt werden. Die NATO sei als Organisation für die Implementierung eines integrativen Sicherheitssystems ungeeignet, da sie eine Interessengemeinschaft ihrer Mitglieder sei und keine Institution kollektiver Sicherheit.

In einem weiteren Antrag hat die Mitgliederversammlung die Bundesregierung aufgefordert, geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Militärausgaben und zur Beseitigung der militärischen CO2-Emissionen durch Abrüstung zu ergreifen. Deutschland solle sich auf dem nächsten Klimagipfel dafür einsetzen, dass militärische Emissionen als verpflichtender Bestandteil in die Berichterstattung im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention aufgenommen werden. Die Bundesregierung wird aufgefordert, für die Bundeswehr präzise und verbindliche Klimaziele aufzustellen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und langfristig durch Abrüstung ganz zu eliminieren.

„Das NATO-Lufwaffenmanöver zielt in die Gegenrichtung“, kritisiert die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen. Nach Auskunft der Bundeswehr wird die Militärübung etwa 32.000 Tonnen CO2-Äquivalente erzeugen. „Militär und Militarisierung tragen zur Klimakrise und Umweltzerstörung bei. Planetare Gesundheit ist aber unmöglich, so lange Klimakrise, Umweltzerstörung und die Systeme, die sie hervorbringen, fortbestehen“, heißt es in dem verabschiedeten Antrag.

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW hat auf der Mitgliederversammlung am Wochenende Dr. Angelika Claußen und Dr. Lars Pohlmeier als Co-Vorsitzende bestätigt. Angelika Claußen ist niedergelassene Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Bielefeld. Sie hat zudem einen Master in Friedenswissenschaften absolviert. Schwerpunkte ihres politischen Engagements sind Friedenspolitik, Atomausstieg und Menschenrechte. Dr. Lars Pohlmeier arbeitet als Internist und Hausarzt bei Bremen. Schwerpunkt seines politischen Engagements ist die Abrüstungsarbeit. Lars Pohlmeier ist zudem Mitglied bei der Abrüstungsorganisation ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons).

Die IPPNW-Jahreskonferenz bot neben einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops auch die Gelegenheit der Vernetzung mit Mitgliedern der internationalen Friedensbewegung. Im Anschluss an das Kongressprogramm demonstrierte die IPPNW am Sonntag, 11. Juni, in einer farbenfrohen Aktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin für den Frieden und gegen atomare Aufrüstung.

 
Weitere Informationen:
IPPNW-Leitrantrag Ukraine-Krieg: news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Dokumente/Leitantrag_Ukrainekrieg.pdf

IPPNW-Antrag Klima und Abrüstung: http://news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Dokumente/Antrag_Klima_Abruestung.pdf

Fotos vom IPPNW-Jahrestreffen: https://www.flickr.com/photos/ippnw/albums/72177720308947536

Mehr zum SIPRI Jahrbuch 2023: www.sipri.org/media/press-release/2023/states-invest-nuclear-arsenals-geopolitical-relations-deteriorate-new-sipri-yearbook-out-now

Kontakt:
Frederic Jage-Bowler, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030 / 69 80 74 15, Email: jagebowler[at]ippnw.de

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Hintergrundinformationen

Ärzt*innen warnen vor dem Atomkrieg
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Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine
IPPNW-Papier: Überblick über bestehende Vorschläge und mögliche Schritte, den Krieg in der Ukraine durch Diplomatie statt durch Waffen zu beenden, 6. überarbeitete Auflage, Feb. 2024

Erklärungen der IPPNW
Hamburger Erklärung: Im Sturm den Friedenskurs halten (2022) | Download
Resolution: Am IPPNW-Friedenskurs festhalten (2023) | Download

"Schmutzige Bombe"
IPPNW-Information zu radiologischen Dispersionwaffen

Hyperschallkriege
Recherche von Ralph Urban zum neuen Wettrüsten mit Hyperschallwaffen (Forum 169/2022)

Risiko eines Atomkriegs aus Versehen
Mehr unter: atomkrieg-aus-versehen.de

Vertragsentwürfe zu Sicherheitsgarantien
Das russische Außenministerium hat am 17. Dezember 2021 Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO sowie zwischen Russland und den USA vorgelegt. Das Ostinstitut Wismar hat die russischen Vertragsentwürfe in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung veröffentlich. Die Antwort der NATO an Russland wurde bisher nicht veröffentlicht.

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Reden von IPPNW-Mitgliedern*:

23.02.2024 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
10.04.2023 Ute Rippel-Lau, Hamburg
10.04.2023 Dr. Inga Blum, Hamburg
10.04.2023 Matthias Jochheim, Frankfurt
09.04.2023 Werner Strahl, Essen
08.04.2023 Ralf Urban, Wedel
08.04.2023 Odette Klepper, Düren
08.04.2023 Siegfried Lauinger, Kiel
08.04.2023 Angelika Claußen, Bielefeld
08.04.2023 Dr. Helmut Lohrer, Freudenstadt
01.10.2022 Ralph Urban, Hamburg
01.10.2022 Christoph Krämer, Berlin
01.10.2022 Matthias Jochheim, Frankfurt
01.10.2022 Dr. Helmut Lohrer, Stuttgart
18.04.2022 Dr. Elisabeth Heyn, Nürnberg
17.04.2022 Ernst-Ludwig Iskenius, Neuruppin
13.03.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin | Youtube
13.03.2022 Dr. Inga Blum
13.03.2022 Ralph Urban
04.03.2022 Dr. Sabine Farrouh, Offenbach
27.02.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
26.02.2022 Ute Rippel-Lau, Hamburg

* Die Redebeiträge sind persönliche Texte der Redner*innen und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der IPPNW bzw. des Vorstandes der IPPNW wider.

Fotos von der Kundgebung Atomkrieg verhindern in Hamburg

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