IPPNW-Pressemitteilung vom 30. September 2022

IPPNW fordert Schutz vor Verfolgung und Asyl für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure

Tag des Flüchtlings

30.09.2022 Die Ärzt*innenorganisation IPPNW fordert am Tag des Flüchtlings Schutz vor Verfolgung und Asyl für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Russland, Belarus und der Ukraine in Deutschland und der EU. Sie alle gehen ein hohes persönliches Risiko ein, um sich der Kriegsmaschinerie zu entziehen. Die IPPNW unterstützt deshalb die europaweite #Object War-Kampagne von Connection e.V. und anderen an die Europäische Kommission, den Europäischen Rat und das Europäische Parlament.

Bisher haben nur Deserteure und Oppositionelle aus Russland in Deutschland eine Aussicht auf einen Flüchtlingsschutz. Für die überwiegende Zahl der Kriegsdienstverweigerer gibt es bisher keine Schutzzusage. Den Ankündigungen der Bundesregierung müssen hier Taten folgen. Die IPPNW fordert zudem offene Fluchtwege, damit diese Menschen überhaupt die EU erreichen können. Die Bundesregierung sollte großzügig Gebrauch machen von der Möglichkeit, humanitäre Visa zu erteilen. Schätzungen von Connection e.V. zur Folge sind seit Frühjahr und bis zur Teilmobilmachung im September schon rund 100.000 russische Männer vor dem möglichen Kriegsdienst geflohen, etwa in die Türkei. Nur die wenigsten hätten bisher Asyl in der EU beantragt und erhalten.

„Präsident Putin hat den Krieg begonnen. Wir aber müssen alles dazu beizutragen, ihn zu beenden und jeden Menschen zu retten, der sich dem Krieg entziehen will - auf allen Seiten“, erklärt der IPPNW-Vorsitzende Dr. Lars Pohlmeier. Die Mobilisierung in Russland bedeute einen Offenbarungseid Putins gegenüber dem eigenen Volk und die Implosion seiner innenpolitischen Propagandamaschine. Aufgabe deutscher Politik sei es, denen zu helfen, die sich der Tötungsmaschinerie entziehen wollen. Das erhöhe zudem den Druck auf den russischen Präsidenten, den Krieg zu beenden, der ansonsten jederzeit zu einer atomaren Katastrophe eskalieren könne. Jeder Russe, der nicht kämpfe, könne keine Ukrainer*innen erschießen.

Pro Asyl und Connection e.V. haben Interviews mit Kriegsdienstverweigerern aus Russland, Belarus und Ukraine veröffentlicht. Sie zeigen, welch große Bedeutung eine Unterstützung der Menschen hat, die sich in ihren Ländern gegen den Krieg stellen.

Mark Romankov, Russland: "Meine Partnerin kommt aus der Ukraine, wie auch ihre Eltern. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es ist, in einer Armee zu dienen und gegen ihre Familie zu kämpfen. In der russischen Armee zu dienen ist nichts, worauf man stolz sein könnte." (www.connection-ev.org/article-3626)

Maksim Gaidukov, Russland: "Da werden junge russische Männer in die Ukraine geschickt, um Menschen zu ermorden und dafür zu sterben. Sie sind verraten und werden missbraucht. Ich will nicht einer von ihnen sein." (www.connection-ev.org/article-3627)

Ilja Owtscharenko, Ukraine: "Ich möchte klarstellen, wie gefährlich Patriotismus ist. Klarstellen, wie absurd es ist, so viele Menschenleben zu opfern, um eine Grenzlinie auf der Landkarte neu zu ziehen." (www.connection-ev.org/article-3628)

Vlad, Belarus: "Die meisten denken wie ich. Sie sind jung, wollen leben, nicht sterben. Sie wissen, dass Krieg nur Leid und Tod bringen wird." (www.connection-ev.org/article-3654)

Sie finden die Kampagne „Schutz und Asyl für Deserteure und Verweigerer“ unter you.wemove.eu/campaigns/russland-belarus-ukraine-schutz-und-asyl-fur-deserteure-und-verweigerer

Kontakt:

Angelika Wilmen, Friedensreferentin, Tel. 030 69807413

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

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Reden von IPPNW-Mitgliedern*:

23.02.2024 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
10.04.2023 Ute Rippel-Lau, Hamburg
10.04.2023 Dr. Inga Blum, Hamburg
10.04.2023 Matthias Jochheim, Frankfurt
09.04.2023 Werner Strahl, Essen
08.04.2023 Ralf Urban, Wedel
08.04.2023 Odette Klepper, Düren
08.04.2023 Siegfried Lauinger, Kiel
08.04.2023 Angelika Claußen, Bielefeld
08.04.2023 Dr. Helmut Lohrer, Freudenstadt
01.10.2022 Ralph Urban, Hamburg
01.10.2022 Christoph Krämer, Berlin
01.10.2022 Matthias Jochheim, Frankfurt
01.10.2022 Dr. Helmut Lohrer, Stuttgart
18.04.2022 Dr. Elisabeth Heyn, Nürnberg
17.04.2022 Ernst-Ludwig Iskenius, Neuruppin
13.03.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin | Youtube
13.03.2022 Dr. Inga Blum
13.03.2022 Ralph Urban
04.03.2022 Dr. Sabine Farrouh, Offenbach
27.02.2022 Dr. Lars Pohlmeier, Berlin
26.02.2022 Ute Rippel-Lau, Hamburg

* Die Redebeiträge sind persönliche Texte der Redner*innen und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der IPPNW bzw. des Vorstandes der IPPNW wider.

Fotos von der Kundgebung Atomkrieg verhindern in Hamburg

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