Pressemitteilung vom 08.10.2001

Den Hass überwinden

Strafverfolgung der Schuldigen - ja. Krieg - nein.

Berlin- Der Vorstand der Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) verurteilt die Militärangriffe auf Afghanistan und warnt davor, den Hass weiter zu schüren. In einem Aufruf des Vorstandes schreibt Professor Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker und Direktor des Sigmund-Freud Institutes:

"Richtig ist, dass die Anschläge vom 11.9. nicht nur die USA, sondern den Westen insgesamt getroffen haben. Gemeinsam mit zahlreichen internationalen, insbesondere amerikanischen Gruppen warnen wir Ärztinnen und Ärzte der IPPNW davor, den wahren für den Terrorismus verantwortlichen Gegner mit untauglichen Mitteln zu bekämpfen und dadurch unabsichtlich zu stärken.

Der wahre Gegner ist der erbitterte Hass in Teilen der islamischen Welt, der zu den wahnwitzigen selbstmörderischen Attentaten antreibt. Orhan Pamuk, der bedeutendste Schriftsteller der Türkei, stellt fest: "Der Westen hat leider keine Vorstellung von dem Gefühl der Erniedrigung, das eine große Mehrheit der Weltbevölkerung durchlebt und überwinden muß, ohne den Verstand zu verlieren oder sich auf Terroristen, radikale Nationalisten oder Fundamentalisten einzulassen."

Noch so großer Hass rechtfertigt selbstverständlich keine terroristischen Taten, die geahndet werden müssen. Aber er ist nicht mit Krieg auszurotten, der angeblich nach Afghanistan noch auf andere Länder ausgedehnt und mehrere Jahre andauern soll. Wird aber die Quelle des Hasses nicht ausgerottet, schützen kein überlegener Militäreinsatz und kein noch so perfektionierter Sicherheitsapparat vor der Gewalt ständig nachwachsender Selbstmordtäter, wie uns in Israel / Palästina bewiesen wird.

Strafverfolgung der Schuldigen - ja! Krieg - nein!

Nur eine auf Ebenbürtigkeit und Gleichberechtigung basierende Weltordnung kann zu einer Kultur des Friedens führen!

Bessere Sicherheit kann es dauerhaft nicht gegeneinander, sondern nur miteinander geben!

Die UNO muss, um darüber wachen zu können, dringend gestärkt werden."

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Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Materialien

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