Gipfeltreffen in Moskau

Erklärung der internationalen IPPNW

09.07.2009 Kurz vor dem historischen ersten Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Dimitri Medvedev im März 2009 hatten die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges beiden Staatsoberhäuptern einen Brief geschickt. Darin hatten über 300 der weltbesten Mediziner einen Appell für eine atomwaffenfreie Welt unterschrieben.

Durch die Erklärungen in London und Obamas Rede in Prag waren unsere Hoffnungen und Erwartungen geweckt worden. In Prag hatte er uns „Amerikas Bereitschaft, den Frieden und die Sicherheit in einer Welt ohne Atomwaffen anzustreben“, versichert und hinzugefügt, dass die USA „als einzige Atommacht, die diese Nuklearwaffe eingesetzt hat, eine moralische Verpflichtung zu handeln“ haben.

Während des Kalten Krieges war die Menschheit durch zehntausende Atomwaffen und nur einen Knopfdruck entfernt von ihrer Auslöschung bedroht. Aus dieser Perspektive ist das von Medvedev und Obama diese Woche in Moskau erklärte Ziel begrüßenswert: die Reduzierung der strategischen Waffenarsenale beider Länder auf das niedrigste Niveau seit Mitte der 1950er Jahre.

Als die versprochene „Anzahlung“ auf eine atomwaffenfreie Welt ist es jedoch ein enttäuschend kleiner Schritt. Mit den gelagerten 3000 strategischen Gefechtsköpfen kann man immer noch hunderte Millionen Menschen töten und verletzen und die Welt in einen nuklearen Winter stürzen. Auch ein Atomkrieg, in dem nur ein Bruchteil der nun vorgeschlagenen Arsenale zum Einsatz käme, würde zu einer humanitären und klimatischen Katastrophe führen, der Ärzte aus medizinischer Sicht nichts entgegenzusetzen hätten.

Auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt gibt es keine glaubwürdige Definition von Abschreckung, die sich nicht mit weitaus weniger Waffen zufrieden gäbe. Andere Nuklearstaaten kann man nur zu bedeutsamen Verhandlungen bringen, wenn sich die größten Atommächte auf eine weitreichende Abrüstung einigen. Wir sehen keinen Grund für einen weiteren Aufschub, trotz der erforderlichen Klärung der Debatten über das Raketenabwehrsystem, der Ausweitung der NATO und über konventionelle Truppenstärken. Alle amerikanischen und russischen Raketen aus der Alarmbereitschaft zu nehmen, würde dagegen die Gefahr eines unbeabsichtigten Atomkrieges erheblich verringern. Durch Verfügungen der Präsidenten in Moskau und Washington ist dies möglich. Schon früher haben wir beide Staatsoberhäupter dazu angehalten, diese sicherheits- und vertrauensbildenden Schritt zu gehen, und wir werden sie weiter dazu auffordern.

Die Welt wird nicht über Nacht von allen Atomwaffen befreit werden können. Aber es sollte auch nicht erst die nächste Generation von Staatsmännern die Aufgabe beenden, zu der sich Präsident Obama und Medvedev verpflichtet fühlen – für die auch wir sie berufen sehen. Eine atomwaffenfreie Welt ist zu unseren Lebzeiten möglich. Dazu braucht es aber mutigeres Handeln als bisher.

Die russischen und amerikanischen Verhandlungsteams könnten mit der Unterstützung von abrüstungsgewillten Präsidenten über die bescheidenen Ziele von Moskau hinausgehen. Wir hoffen, dass sie dies tun. Im März erinnerte die IPPNW Obama und Medvedev  daran, dass „sich in tausend Jahren kaum mehr jemand an irgendetwas aus ihrer Amtszeit erinnern wird; niemals aber werden die Präsidenten vergessen werden, die die Gefahr eines Atomkrieges gebannt haben.“ Diese Botschaft wiederholen wir zum Ende des Gipfels in Moskau und bieten weiterhin unsere Unterstützung an, unsere Ermutigung und unsere Ungeduld für eine Welt, die nicht mehr länger eine Geisel dieser Massenvernichtungswaffen ist.

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