Alle zwei Jahre treffen sich die VertreterInnen aller nationaler Sektionen der IPPNW auf einem Weltkongress, um über die großen Themen unserer Zeit zu diskutieren, sich über ihre Arbeit auszutauschen, gemeinsame Kampagnen zu planen, den internationalen Vorstand zu wählen und den Kurs der internationalen Organisation neu zu justieren. Der letzte Weltkongress in Astana liegt bereits drei Jahre zurück. Es wird also viel zu besprechen geben, wenn sich die VertreterInnen der mehr als 60 Sektionen vom 2.-7. September 2017 auf dem 22. IPPNW-Weltkongress im nordenglischen Universitätsstädtchen York treffen.
Das Motto des diesjährigen Treffens lautet „Health Through Peace - Tackling public health crises in a changing, unstable world“ („Gesundheit durch Frieden – Gesundheitlichen Krisen in einer sich wandelnden, instabilen Welt begegnen“) und die großen Themenstränge, die den Kongress durchziehen sollen sind Krieg, Atomwaffen, Fluchtbewegungen und der Klimawandel. Hunderte Ärztinnen und Ärzte, Medizinstudierende und UnterstützerInnen werden aus aller Welt erwartet, um gemeinsam zu diesen Themen zu diskutieren. Als GastrednerInnen sind u.a. der zukünftige Präsident der World Medical Association, Dr. Yoshitake Yokokura, und die Generalsekretärin der Campaign for Nuclear Disarmament, Kate Hudson, eingeladen.
Mitglieder der deutschen IPPNW beteiligen sich aktiv an den Vorbereitungen des Weltkongresses. Zusätzlich werden wir als deutsche IPPNW in York insgesamt sechs Workshops anbieten: drei zu Themen aus dem Bereich Atomenergie, eines aus dem Bereich Frieden und drei aus dem Bereich Medizin in sozialer Verantwortung.
In den Atomenergieworkshops werden wir uns gemeinsam mit KollegInnen aus Kanada, der Schweiz, Großbritannien, Südafrika und Kenia, drei wesentliche Aspekte der nuklearen Kette anschauen: der Workshop „Keep uranium in the ground“ wird sich mit den Folgen des Uranbergabaus befassen und Perspektiven für einen Ausstieg aus der Uranförderung aufzeigen. Der Workshop „A real energy revolution“ wird den weltweiten Atomausstieg zum Thema haben und diesen anhand des Beispiels des britischen Energiesektors diskutieren. Der dritte Workshop, „Our nuclear legacy: The toxic inheritance of future generations“ befasst sich mit dem atomaren Erbe, also dem radioaktiven Müll, der über viele Generationen sicher verwahrt werden muss und noch in Tausenden von Jahren eine substantielle Gefahr für Umwelt und Gesundheit darstellen wird.
Im Workshop „Body Count“ wird die gleichnamige Publikation der IPPNW vorgestellt und medizinischer Friedensarbeit anhand der Auseinandersetzung mit dem sogenannten „Krieg gegen den Terror“ erläutert. Referent ist der deutsch-afghanische Politologe Dr. Matin Baraki. Im Workshop „Solving the ‚migrant crisis‘“ soll Friedenslogik die engstirnige Sicherheitsperspektive auf das Thema Migration und Flucht ersetzen. Der Workshop „Refugee Health: Health care for vulnerable groups“ wird sich indes mit den praktischen Aspekten des Zugangs besonders hilfsbedürftiger, vulnerabler Gruppen zum Gesundheitswesen auseinandersetzen. Beide Workshops werden sich in großen Teilen auf die Erfahrungen mit Geflüchteten hier in Deutschland beziehen und über die erfolgreiche Arbeit der zahllosen ehrenamtlich engagierten Menschen und Organisationen informieren. Abschließend werden wir im Workshop „Medical Peace Work“ darüber berichten, wie das Prinzip „Gesundheit durch Frieden“ gelehrt und gelebt werden kann.
Dr. Alex Rosen
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