Marschacht- Die Leukämiefachkommission Schleswig.Holstein bestätigte in ihrer heutigen Sitzung in dem Elbmarschort Marschacht die Ergebnisse der IPPNW-Gutachten der AG Physikalische Analytik und Messtechnik (ArgePham). Danach ist im Boden von Elbmarsch und Elbgeest großflächig plutoniumhaltiger Kernbrennstoff zu finden (sogenannte PAC-Teilchen). Die Behörden hatten das Vorhandensein von PAC-Teilchen bisher abgestritten.
"Die Studien sind wissenschaftlich einwandfrei und entsprechen dem neuesten Stand der Technik", sagte Kommissionsvorsitzender Otmar Wassermann, Prof. für Toxikologie i.R. der Universität Kiel. Die Kommission kam aufgrund der vorliegenden Studien zu dem Schluss, dass mit größter Wahrscheinlichkeit ein bisher vertuschter Nuklearunfall für die Verteilung der PAC-Teilchen um die Geesthachter Atomanlagen verantwortlich ist. Die künstliche Radioaktivität ist nach Auffassung der Kommission Auslöser der ungewöhnlichen Häufung kindlicher Leukämien um die Atomanlagen Geesthachts.
Die IPPNW begrüßte das Votum der Fachkommission. "Wir sind sehr erleichtert, dass unabhängige Wissenschaftler die Ergebnisse unserer Gutachter bestätigt haben", sagte Dr. Ute Watermann, Sprecherin der IPPNW. Die Gutachten der Behörden beurteilte die Kommission dagegen als methodisch falsch.
Die Leukämiefachkommission wurde 1991 von der schleswig-holsteinischen Regierung zur Aufklärung der kindlichen Leukämien einberufen. Die Kommission kritisierte, dass sie von den Behörden seit längerer Zeit nicht über die bekannten Studien informiert worden seien, sondern stattdessen vom Bürgermeister der Gemeinde Marschacht zu einem Erörterungstermin eingeladen wurden. Auch der Kommissionssitzung blieben die Regierungsvertreter trotz Einladung fern.
Neben der Gutachtergruppe der ArgePham haben mittlerweile auch andere Wissenschaftler die PAC-Teilchen nachgewiesen, darunter Dr. habil. Fred Stevenson, Strahlenbiologe an der Universität Kiel, die Bremer Physikerin Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake und Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz. "Die festgestellten Transurane und Spaltprodukte im Erdboden und Dachstaub in der Geest stammen aus Mikro-Schwermetallkügelchen, den PAC-Kernbrennstoffen. An diesen besonderen Brennstoff arbeitete die Atomforschung der 70er- und 80er-Jahre. Offenbar hat man auch bei Geesthacht mit diesem Material experimentiert und dabei ist es im Septebmer 1986 zu einem Unfall gekommen", sagte Pflugbeil.
Die Kommission fordert eine Kartierung der Geesthachter Umgebung in Bezug auf das Vorhandensein von Kernbrennstoff. Am heutigen Abend findet eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Bürger statt, in der es auch um Schadensersatzansprüche gehen wird.
Rückfragen: Dr. Ute Watermann, kontakt@ippnw.de
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