Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW unterstützt die heutige Forderung von UN-Generalsekretär António Guterres, international enger bei den Corona-Impfungen und der Bekämpfung der neuen Virus-Variante Omikron zusammen zu arbeiten. Patente müssten umgehend freigegeben und die Impfstoffapartheid beendet werden. Denn während in westlichen Industrienationen Auffrischungsimpfungen stattfinden, sind auf dem afrikanischen Kontinent erst vier Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
„Zahlreiche Länder, vor allem aus dem Globalen Norden, antworten auf die neue Corona-Variante mit Reisebeschränkungen und anderen Maßnahmen. Anstatt Patente aufzuheben und damit andere Länder bei der Eindämmung der Pandemie zu unterstützen, wird versucht die Verbreitung nach Europa zu verlangsamen. Jedem sollte klar sein, dass auf Dauer nicht funktionieren kann“, macht die Ärztin Carlotta Conrad aus dem Vorstand der IPPNW deutlich.
Seit über einem Jahr blockieren einige westlichen Staaten, darunter federführend auch Deutschland, den indisch-südafrikanische Antrag für eine Aussetzung der Corona-Impfstoff-Patente für den Zeitraum der Pandemie. Eine derartige Aussetzung im Fall einer internationalen Gesundheitsnotlage lässt das Abkommen zum Schutz handelsbezogener geistiger TRIPS ausdrücklich zu. Der Antrag wird von über 120 Staaten unterstützt.
„Das Handeln der westlichen Staaten ist nicht nur entgegen jedem moralischen Kompass, sondern auch gegen jeden epidemiologischen Verstand. Die Bundesregierung unterstützt damit die Gewinninteressen der Pharmakonzerne“, kritisiert Conrad weiter. „Die globale Pandemie wird erst dann vorbei sein, wenn sie für alle dabei ist.“
„Die selbstbezogene Diskussionen zur Verschärfung der Maßnahmen gegen Ungeimpfte zeugen von einer Doppelmoral, wenn die Bundesregierung nicht die Patentpolitik ändert“, fügt der IPPNW-Arzt Ernst-Ludwig Iskenius hinzu.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sprach bereits von einer Impfstoffapartheid. Auch der derzeit in der WHO diskutierte Pandemie-Vertrag perpetuiert nach Meinung des Gesundheitswissenschaftlers Unni Karunakara koloniale Muster in der globalen Gesundheitspolitik. „Diese Ungleichheit muss jetzt gestoppt werden. Jeder Mensch und jedes Land muss den gleichen Zugang zu Impfstoffen und Behandlungsmöglichkeiten bekommen“, fordert Conrad abschließend.
Vor diesem Hintergrund haben nun auch Pflegekräfte aus aller Welt vor den Vereinten Nationen (UNO) Beschwerde gegen die EU und vier weitere Länder eingereicht.
Die IPPNW ist Mitglied der Kampagne „Make them Sign!“ – Mehr unter makethemsign.eu
Weitere Hintergrundinformationen:
Impfsoli von medico international: "There should be no nation in vaccination"
Eine Frage von Leben und Tod. Es fehlt der politische Wille der reichen Länder, die Weltgesundheit zu dekolonisieren." von Dr. Unni Karunakara
"Necropolitics at large: Pandemic Politics and the coloniality of global access gap." von Eric Otieno
covid19criminals.exposed
Kontakt:
Lara-Marie Krauße (IPPNW), Tel. 030 / 69 80 74 15, Email: krausse@ippnw.de
zurück