IPPNW-Pressemitteilung vom 13.02.2020

Abschiebungen stoppen

Sammelabschiebung nach Afghanistan

13.02.2020 Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die gestern erfolgte 32. Sammelabschiebung nach Afghanistan und fordert die Abschiebungen afghanischer Geflüchteter - auch im Dublin-Verfahren - umgehend zu stoppen. „Abschiebungen sind ein schwerer Eingriff in die gesundheitliche Verfassung der Betroffenen und meist auch ihres Umfeldes. Besonders dramatisch erleben traumatisierte, psychisch kranke oder behinderte Menschen die Abschiebung“, erklärt IPPNW-Vorstandsmitglied Carlotta Conrad.

Laut der antirassistischen Initiative Berlin nahmen sich zwischen 1993 und 2018 288 Geflüchtete angesichts ihrer drohenden Abschiebung das Leben oder starben bei dem Versuch, vor der Abschiebung zu fliehen. 3.015 Geflüchtete verletzten sich aus Angst vor der Abschiebung oder aus Protest gegen die drohende Abschiebung oder versuchten, sich umzubringen.

Wenig bekannt ist zudem auch über das Schicksal der Zurückgekehrten und darüber, welche gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen sie zu tragen haben. Eine Studie über abgeschobene Afghanen im Asylmagazin aus dem letzten Jahr kam zu erschreckenden Ergebnissen: 90 Prozent der Untersuchten, die sich länger als zwei Monate im Land aufhielten, waren massiver Gewalt ausgesetzt (Folter, Misshandlung, Schläge, psychische Bedrohung, Anschläge), meistens als Bestrafung für ihre Flucht zum Feind. Die Hälfte der untersuchten Personen machte sich erneut auf die Flucht außer Landes.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist weiterhin katastrophal. Das Land steht vor einer der akutesten Krisen von Binnenvertreibungen in der Welt. Zwischen 2017 und 2018 haben sich die Zahlen der intern Vertriebenen laut dem Internal Displacement Monitoring Centre verdoppelt, von 1,3 auf 2,6 Millionen. Auch die Zahl der zivilen Todesopfer durch Konfliktparteien in Afghanistan ist unverändert hoch. 2018 sind 3.804 zivile Opfer den Konflikten in Afghanistan zum Opfer gefallen und bis September 2019 wurden bereits 2.563 Zivilist*innen getötet.

Mitglieder der IPPNW haben die Petition „Keine Abschiebungen nach Afghanistan“ initiiert mit bisher knapp 115.000 Unterstützer*innen: www.change.org/p/bundeskanzlerin-angela-merkel-keine-abschiebungen-nach-afghanistan

Kontakt: Angelika Wilmen, Pressesprecherin der IPPNW, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, Email: wilmen@ippnw.de, www.ippnw.de

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Ansprechpartnerin

 

Anne Jurema
Referentin "Soziale Verantwortung"
Tel. 030/698074 - 17
Email: jurema[at]ippnw.de

Materialien

Empfehlungen für heilberuflich Tätige in Abschiebesituationen
pdf Datei

IPPNW-Report: Gesundheitliche Folgen von Abschiebungen
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IPPNW-Forum 164: „Mitwirkung bei Abschiebungen: Ärzt*innen zwischen Gesetzen und Ethik“
Download [PDF]

 

Dokumentation: Best Practice for Young Refugees. Ergebnisse und Beiträge einer internationalen Fachkonferenz  
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