IPPNW-Pressemitteilung vom 28.03.2017

Ärzteorganisation rügt Verstöße gegen hippokratischen Eid

Abschiebungen nach Afghanistan

28.03.2017 Die Ärzteorganisation IPPNW rügt anlässlich von 15 weiteren gewaltsamen Abschiebungen nach Afghanistan Verstöße gegen den hippokratischen Eid. „Geflüchtete werden für die Abschiebung nach Afghanistan für flugtauglich erklärt, obwohl sie es nicht sind“, kritisiert IPPNW-Arzt Tom Nowotny. Mehrere der von Abschiebung bedrohten Menschen sind suizidgefährdet. Am vergangenen Samstag hat ein junger Mann aus Kandahar nach Erhalt der Ablehnung seines Asylantrages Selbstmord begangen, wie die Münchener Abendzeitung berichtete.

Zwei weitere Afghanen, die im Abschiebungsgefängnis Mühldorf in Bayern untergebracht waren, haben ebenfalls am Samstag Selbstmordversuche unternommen, wie bei einer Mahnwache bekannt wurde. Mehr als 400 TeilnehmerInnen bildeten am Sonntag eine Menschenkette um die Haftanstalt und stellten sich damit symbolisch vor die Schutzsuchenden. Leider konnte die Abschiebung der psychisch kranken Asylbewerber nicht verhindert werden.

Afghanistan ist nicht sicher. Das Auswärtige Amt muss endlich einen neuen Bericht zur Sicherheitslage in dem Land abgeben, fordert die Ärzteorganisation. Laut aktuellem UNHCR-Bericht gibt es in Afghanistan keine sicheren Regionen.

„Menschen gewaltsam in den Krieg, in den Tod, ins Elend, in Unsicherheit zu schicken, verletzt das Lebensrecht. Dieses ist nicht nur durch das Grundgesetz geschützt, sondern ist das elementarste Menschenrecht, das für alle Menschen gilt, auch für Straftäter. Wir als Ärzte haben die Pflicht, uns schützend vor  das menschliche Leben zu stellen und es zu bewahren.  Wer die Ehrfurcht vor dem Leben (Albert Schweitzer) ernst nimmt, der muss sich den Abschiebungen nach Afghanistan widersetzen“, erklärt Ernst-Ludwig Iskenius vom IPPNW-Arbeitskreis Flucht und Asyl.

Der Arbeitskreis appelliert  an die Bürgerinnen und Bürger, weiter Druck auf ihre Landesregierungen und die Bundesregierung auszuüben, diesen politischen und menschlichen Irrweg zu korrigieren und zu einer an unseren Werten orientierte Flüchtlingsschutzpolitik zurückzukehren.

Kontakt: Dr. med. Thomas Nowotny, AK Flucht und Asyl der IPPNW, Tel.: 08031 / 3918018, Angelika Wilmen, Pressesprecherin IPPNW, Tel. 030 698074-15, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung, www.ippnw.de

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Ansprechpartnerin

 

Anne Jurema
Referentin "Soziale Verantwortung"
Tel. 030/698074 - 17
Email: jurema[at]ippnw.de

Materialien

Empfehlungen für heilberuflich Tätige in Abschiebesituationen
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IPPNW-Report: Gesundheitliche Folgen von Abschiebungen
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IPPNW-Forum 164: „Mitwirkung bei Abschiebungen: Ärzt*innen zwischen Gesetzen und Ethik“
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Dokumentation: Best Practice for Young Refugees. Ergebnisse und Beiträge einer internationalen Fachkonferenz  
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