IPPNW-Presseinfo vom 12. August 2010

Ärzte sehen Forschungsfreiheit an der Uni Köln gefährdet

IPPNW kritisiert Geheimhaltung des Vertrags zwischen Uniklinik und Bayer AG

In einem offenen Brief appellieren die Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) an den Rektor der Universität Köln, das Rahmenabkommen über eine privilegierte Forschungspartnerschaft zwischen der Universitätsklinik Köln und der Bayer Health Care AG offen zu legen. Eine Geheimhaltung der Vertragsbedingungen gefährde die Freiheit der Forschung. Damit schließt sich die IPPNW der Forderung eines Bündnisses zivilgesellschaftlicher Organisationen (CBG - Coordination gegen BAYER-Gefahren) an.

Die Universität Köln begründet die Geheimhaltung mit der Wissenschaftsfreiheit, die höher einzuschätzen sei als die Informationsfreiheit. Für Dr. Dieter Lehmkuhl, Vorstandsmitglied der IPPNW, ist die Haltung der Universität unverständlich. „Der Einfluss der pharmazeutischen Industrie auf die Medizin und die medizinische Forschung ist inzwischen enorm,“ heißt es in dem Offenen Brief. Es bestehe jedoch ein grundsätzlicher Interessenskonflikt zwischen einer Universität, die dem Gemeinwohl verpflichtet und weitgehend öffentlich finanziert ist, und der Industrie, für die der Gewinn wesentlich ist. Eine Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie in der klinischen Forschung sei daher nur dann zu begrüßen, wenn sie zu beiderseitigem Vorteil ist und der Vorteil für die Universität dabei erkenntlich im Interesse öffentlicher Gesundheit liegt. Dies offen zu legen sei nun Pflicht der Uni Köln. „Hier wäre Transparenz der richtige Weg – und nicht die Geheimhaltung der Vertragsbedingungen,“  mahnt Lehmkuhl.

In dem Offenen Brief nimmt Lehmkuhl auch Bezug auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Universitätsmedizin Mainz, in der gefordert wird: Ärzte müssten zum Wohle der Patienten verstärkt Verantwortung übernehmen, indem sie den wirtschaftlichen Eigeninteressen der Pharmakonzerne entgegentreten.

Anfang 2008 hatte die Universität Köln mit dem BAYER-Konzern eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Pharma-Forschung vereinbart. Bis heute bleiben die Vertragsbedingungen jedoch im Dunklen – unter dem Deckmantel der Forschungsfreiheit. Insgesamt zehn Verbände fordern die Offenlegung, unterstützt auch von der Landesbeauftragten für Informationsfreiheit in NRW.

Link zum Offenen Brief

Pressekontakt: Anne Tritschler, Tel.: 030-698074-14, tritschler@ippnw.de
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung, Körtestr. 10, 10967 Berlin, www.ippnw.de

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