Das lohnt sich nicht mehr...

Allg. Beschäftigte des Gesundheitswesens, 46 Jahre, Baden-Württemberg

23.11.2006 Vor ca 3 Wochen, erhielt ich, (stellvertretende Pflegedienstleitung in einem ambulanten Pflegedienst) einen Anruf von Angehörigen, die mit der Pflege ihrer 95jährigen Großmutter nicht mehr zurechtkamen. Während meines Hausbesuches lag die alte Dame im Bett und stöhnte. Ich bat um Erlaubnis die alte Dame zu versorgen und beruhigte nebenbei (!) die Fragen der Angehörigen, die sich um die Kosten sorgten. Ich bat um Pflegeutensilien und um Hilfe der Angehörigen bei der Versorgung der Großmutter.

Als ich mit der Versorgung begann, stockte mir der Atem, die Patientin hatte mehrere Dekubiti an Ferse (nekrotisch), Gesäß, Trochanter, Schulterblatt rechts - mit Blasenbildungen von unterschiedlicher Größe von 5 bis 15 cm. Nachdem ich die Patientin so gut es ging im Intimbereich (mehr war nicht möglich, da sie inzwischen laut schrie) versorgt hatte, rief ich in der Praxis des Hausarztes an. Ich bat um ein Rezept für eine statische Antidekubitusmatraze und ein Mittel gegen die starken Schmerzen der Patientin. Zusätzlich bat ich den Arzt um einen Hausbesuch, damit er sich die Dekubiti anschaut, um Maßnahmen über deren Versorgung zu verordnen. Danach beriet und zeigte ich den Angehörigen verschiedene Lagerungstechniken, um der Patientin etwas Erleichterung zu ermöglichen.

Am gleichen Tag kam der Hausarzt und verordnete Gentamycin Creme und Mullkompressen für die Versorgung der Dekubiti. Diese versorgte er am gleichen Tag auf diese Art und Weise. Am nächsten Tag bei unserem Hausbesuch war es dann nicht möglich die Kompressen von den Wunden zu lösen, da alles mit den Wunden verklebt war. Als Schmerzmedikament hatte er Novalgintropfen verordnet. Die Patientin brüllte nach wie vor vor Schmerzen, trotz Verabreichung im 1-Stunden-Takt. Ich rief wieder beim Hausarzt an und bat um Nacl um die Kompressen von den Wunden zu lösen, darauf antwortete er das lohnt sich nicht mehr und ich solle normales Wasser dazu nehmen.... Nachdem ich die Verordnung über 1x täglich Dekubitusversorgung 3. Grades bei der Krankenkasse eingereicht hatte, kam diese so nicht genehmigt zurück, sondern: Bei moderner Wundversorgung ist ein Verbandwechsel nur alle 2-3 Tage notwendig... Bei meinem erneuten Anruf in der Praxis, um anderes Verbandmaterial zu bestellen, erhielt ich wieder die Antwort: "Das lohnt sich nicht mehr."

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