IPPNW-Presseinfo vom 25.4.2006

Gesundheit und Fürsorge im Ausverkauf

Junge Ärzte sammeln die Geschichten

In unserem Gesundheitswesen gewinnen immer häufiger Kommerz und Profit Überhand über Fürsorge und Berufsethos, es scheint zu einer x-beliebigen Branche der Wirtschaft zu werden. Sein eigentliches Ziel, das Helfen und Heilen, tritt dabei zusehends in den Hintergrund. Die nicht-kommerzielle Internetkampagne "1001 Geschichten und kein einziges Märchen - aus dem Alltag eines kranken Gesundheitswesens" sammelt seit März 2006 auf der Seite www.kein-einziges-maerchen.de "Wahre Geschichten über die Ware Gesundheit".

Initiiert wurde die Kampagne von jungen Ärztinnen und Ärzten, die selbst in ihrer täglichen Stationsarbeit oft genug hin- und hergerissen sind zwischen den Bedürfnissen ihrer PatientInnen und ökonomischen Erfordernissen.

Das Ziel: Bis Juli 2006 sollen es "1001" Geschichten werden. Das Projekt erscheint in Buchform oder auf CD. Die gesammelten Geschichten sollen dann den Bundestagsabgeordneten als Pflichtlektüre mit in den Sommerurlaub gegeben werden, bevor es im Herbst womöglich in Sachen Gesundheitsreform in die ganz heiße Diskussionsphase geht. Alle Beschäftigten aus Medizin, Pflege und anderen Gesundheitsberufen sowie ihre PatientInnen und deren Angehörige sind aufgerufen, sich zu beteiligen und ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen beizutragen. Unterstützt wird die Aktion von den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in Sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW).

".'Machen' Sie halt dann nächstes Jahr weniger Epilepsien und Multiple Sklerose und dafür 100 Schlaganfälle mehr." - dieser Satz fiel in einer Klinik während einer Besprechung zwischen Controlling und Chefarzt über die Leistungsplanung des kommenden Jahres. Begebenheiten wie diese sind im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung unseres Gesundheitswesens längst keine Seltenheit mehr. Diese und ähnlich drastische Begebenheiten sind bereits auf der Internetseite zu lesen.

Alle Geschichten sind wahre Geschichten. Die Verfasser sind der Redaktion von »1001« bekannt. Dennoch werden weder Personen noch Institutionen beim Namen genannt. "Wir wollen niemanden anschwärzen oder diskreditieren. Hier geht es einzig und allein darum, wiederkehrende Muster zu sammeln und damit die Schwächen des gegenwärtigen Gesundheitswesens und seiner Finanzierung freizulegen und erkennbar zu machen", sagt Caroline Wolf, Redakteurin der Seite. "Wir hoffen, dass wir mit den Geschichten doch den einen oder andern Politiker noch auf einer anderen, vielleicht auch emotionaleren, Ebene ansprechen können. Vielleicht kann man damit besser auf die Probleme aufmerksam machen, als wenn man nur Krankenkassenbeiträge und Praxisbudgets hin und her rechnet."

Kontakt:
Caroline Wolf
Tel. 0178-2099819
Mail: Caroline Wolf
oder Stephan Kolb
Tel. 0172-8428233

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