IPPNW-Pressemitteilung vom 24. September 2007

Arzt-Patient-Beziehung schützen

Elektronische Gesundheitskarte stoppen!

Die Ärzteorganisation IPPNW startet ab heute eine mehrmonatige Kampagne gegen die geplante Einführung der "elektronischen Gesundheitskarte". Im Zentrum der Kampagne steht eine Erklärung, mit der jeder bestätigen kann, dass sie oder er die "elektronische Gesundheitskarte" in der geplanten Form ablehnt und alle rechtlichen Möglichkeiten unterstützen wird, die eine zentrale Erfassung von Gesundheitsdaten verhindern. Die im Laufe der Kampagne ausgefüllten und unterschriebenen Erklärungen sollen Anfang des nächsten Jahres der Bundesgesundheitsministerin übergeben werden. Das Formular ist Teil einer vierseitigen Info-Broschüre mit dem Titel "Arzt-Patient-Beziehung schützen, Elektronische Gesundheitskarte stoppen!"

Unter www.ippnw.de/Soziale_Verantwortung/E-Card_stoppen/ werden zusätzlich online Unterschriften gesammelt. Über beide Informationsangebote will die IPPNW in den nächsten Monaten möglichst große Teile der Bevölkerung erreichen.

„Datenschutz, Datenhoheit des Patienten und die Unverletzlichkeit einer vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung mit vollständiger Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht müssen die Grundvoraussetzungen bei jeder Modernisierung der Kommunikation im Gesundheitswesen sein. Dies sehe ich bei der "elektronischen Gesundheitskarte" und der später folgenden "elektronischen Gesundheitsakte" nicht gegeben”, heißt es in der Erklärung.

Die IPPNW begründet ihre Ablehnung vor allem mit dem Schutz des Arzt-Patient-Verhältnisses. Darunter versteht man jene vertrauensvolle und nach außen geschützte Beziehung zwischen Arzt/Ärztin und Patient, die es dem Patienten überhaupt erst ermöglicht, sich gegenüber seinem Arzt oder seiner Ärztin zu öffnen und sich beraten, bzw. behandeln zu lassen. Für viele Ärztinnen und Ärzte ist die Arzt-Patient-Beziehung die Grundlage, auf der Heilung möglich wird. Doch gerade dieses Vertrauensverhältnis ist durch die Speicherung sensibler Daten und die aufgezwungene Datentransparenz gefährdet. Die Arzt-Patient-Beziehung muss unbedingt vor dem Zugriff staatlicher und kommerzieller Instanzen abgeschirmt werden.

Trotz eines breiten Widerstandes von Ärzte- und Patientenverbänden sowie kritischen Informatikern und Bürgerrechtlern halten Bundesregierung und Krankenkassen an dem IT-Großprojekt "elektronische Gesundheitskarte" fest: Ab April 2008 soll sie die Krankenversichertenkarte ersetzen. Das Neue an der "Gesundheitskarte" ist ein integrierter Mikrochip, der zukünftig den Zugriff auf das zentrale Datennetz eröffnet. Neben den üblichen Stammdaten sollen dort langfristig die gesamte Patientenakten aller Versicherten inklusive Röntgenbilder, OP-Berichte etc. zentral abgespeichert werden. Die IPPNW will gemeinsam mit anderen kritischen Verbänden die Einführung der "elektronischen Gesundheitskarte" stoppen. Das Ziel der Kampagne ist es, eine Neukonzeption zu erreichen, bei der Datenschutz, Datenhoheit des Patienten und die Unverletzlichkeit der Arzt-Patient-Beziehung gewahrt bleiben.

Pressekontakt:
Sven Hessmann, Pressereferent, Tel.: 030 - 69 80 74 14
IPPNW - Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
E-Mail: hessmann@ippnw.de

Über die IPPNW: Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z. B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.

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