IPPNW-Presseinformation vom 11. Mai 2007

Elektronische Gesundheitskarte stoppen

110. Deutscher Ärztetag

Die Ärzteorganisation IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung) begrüßt die kritische Erklärung der großen deutschen Ärzteverbände vom 8. Mai 2007 zum Projekt der elektronischen Gesundheitskarte. Anlässlich des 110. deutschen Ärztetages fordert die IPPNW einen Ausstieg der deutschen Ärzteschaft aus der Erprobungsphase und den Einstieg in eine intensive gesellschaftliche Debatte über die Folgen einer umfassenden Sammlung von Gesundheitsdaten in zentralisierten Systemen. Erst am 5. Mai 2007 hatte die IPPNW auf ihrer Mitgliederversammlung eine Resolution verabschiedet, in der die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte abgelehnt wird.

„Stoppen wir das Projekt der elektronischen Gesundheitskarte! Die ärztliche Schweigepflicht und die medizinischen Daten der Bevölkerung müssen geschützt werden“, sagt Matthias Jochheim, Vorstandsmitglied der deutschen IPPNW-Sektion. „In Zeiten eines wuchernden Kontroll- und Sicherheitsstaates, des zunehmenden Abbaus individueller Freiheitsrechte durch "Lauschangriffe", Videoüberwachung und online-Computer-Durchsuchungen muss der intimste persönliche Bereich – die individuellen Gesundheitsinformationen – ohne jede Einschränkung vor dem Zugriff staatlicher und kommerzieller Instanzen abgeschirmt werden. Dies kann nur durch Verzicht auf zentralisierte Erfassung geschehen. Jeder Einstieg in die jetzt geplante Technologie, auch in Form von Pilotprojekten, ist deshalb abzulehnen“, so Jochheim.

Die IPPNW lehnt in ihrer Resolution die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte aus mehreren Gründen ab: Das Arzt-Patienten-Verhältnis könne durch die zentralisierte Speicherung sensibler Patientendaten zerstört werden; der Zugriff auf Daten für unbefugte Dritte und der Datenmissbrauch sei vorprogrammiert; die Kosten dieser milliardenschweren Entwicklung in Richtung einer Überwachungsgesellschaft sollten auf Patienten und Ärzte abgewälzt werden. Einen dies rechtfertigenden medizinischen Nutzen gebe es nicht, stellt die IPPNW in ihrer Resolution fest.

Für weitere Informationen:
Sven Hessmann, Pressereferent,
Tel.: 030 – 69 80 74 14

Link: Die Resolution der IPPNW zur elektronischen Gesundheitskarte

Link zum pdf-Factsheet "Mythos Gesundheitskarte"

Laden Sie hier eine animierte Powerpoint-Presentation zur Gesundheitskarte herunter (ca. 1.5 MB, erstellt von Wilfried Deiss). Sehr gut zur schnellen Übersicht!

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