IPPNW Presseinformation vom 22. Oktober 2006

Medizin und Gewissen

IPPNW-Kongress in Nürnberg

Nürnberg, 22. Oktober 2006: Mit einer klaren Position für Solidarität zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten und gegen die fortschreitende Ökonomisierung des Gesundheitssystems geht der dritte Kongress "Medizin und Gewissen" der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) in Nürnberg heute zu Ende.

Sehr kritisch wurde unter den mehr als 1000 Teilnehmer und rund 70 Referenten diskutiert, ob und wie die Gesundheitsreform zu einem solidarischen System beitragen kann, ohne dessen finanziellen Grenzen zu sprengen.

Stephan Kolb, Mitorganisator des Kongresses, sagte „Es herrschte unter den Teilnehmern weitgehend Einigkeit darüber, dass in der derzeitigen Debatte zu sehr über ökonomische Aspekte diskutiert wird.” Ein Mensch, gerade als Patient, dürfe nicht auf sein Dasein als homo oeconomicus reduziert werden. Der Reformbedarf im Gesundheitssystem werde dabei keinesfalls ignoriert, es komme aber darauf an dass Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen nicht zulasten von Patienten und Ärzten erreicht würden. „Es liegen zahlreiche Vorschläge auf dem Tisch. Dieser Kongress hat gezeigt, dass die am medizinischen Bereich Beteiligten sehr kreativ und fachkompetent Auswege aus der schwierigen Situation aufzeigen können. Eine Zweiklassenmedizin, in der vor allem sozial schwache Menschen am Ende die Verlierer sein werden, ist das Gegenteil davon,” so Kolb. Allerdings sei dafür der politische Wille der Entscheidungsträger nötig.

Es gebe gute Beispiele für Alternativen für ein gerechtes, bezahlbares und trotzdem effektives System meinte Kolb: „Wir müssen stärker hin zu einer grundsätzlichen Orientierung ärztlichen Handelns an der körperlichen wie psychischen Not des Einzelnen. Eine weitere "Verschlankung" des Begriffs des "medizinisch Notwendigen" und damit eine faktische Ausgrenzung medizinischer Leistungen für zunehmend größere Bevölkerungsgruppen wird von unserer Seite scharf kritisiert.” Vor allem der Erhalt und die Stärkung des Gedankens der Solidarität im Gesundheitswesen sei ein zentrales Anliegen. Angesichts der unübersehbaren Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung sei eine beherzte Veränderung der Einnahmestruktur zwingend.


Kontakt:
Stephan Kolb: 0172 8428233

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