Einer neuen Studie zufolge ist der CO2-Ausstoß des Militärs für ca. 5,5 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Wäre das globale Militär ein Land, hätte es damit den viertgrößten CO2-Fußabdruck der Welt – größer als der von Russland. Anlässlich des gestern erschienen Berichts von „Scientists for Global Responsibility“ (SGR) und „Conflict and Environment Observatory“ (CEOBS) fordert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW die deutsche Bundesregierung auf, sich auf der Klimakonferenz für einen Sonderbericht und eine Bewertung der Klimaauswirkungen von Krieg und Militär einzusetzen.
„Dass einer der wichtigsten Verursacher für die Klimakrise von den offiziellen Verhandlungen ausgespart wird und die Länder nicht dazu verpflichtet sind, die Emissionen ihres Militärs und der Rüstungsindustrie offen zu legen, ist inakzeptabel“, betont Dr. med. Angelika Claußen, Vorsitzende der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs. Viele Daten werden gar nicht erst erhoben oder nicht transparent veröffentlicht, heißt es in dem Report. Dadurch entsteht eine signifikante Leerstelle, die den Kampf gegen die Klimakrise enorm erschwert.
„Das interessante an dem Report von CEOBS und SGR ist, dass sich die Berechnungen nur auf „Friedenszeiten“ beziehen. Laufende Konflikte und Kriege bleiben wegen unzureichender Datenlage ausgespart. Das heißt, dass direkte Auswirkungen der Kriegsführung, wie Brände von Öl-Depots und Wäldern, Schäden an der (fossilen) Infrastruktur und den Ökosystemen, sowie Wiederaufbau und Gesundheitsfürsorge für Überlebende gar nicht einberechnet wurden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die berechneten 5,5 Prozent sogar eine sehr konservative Schätzung sind“, verdeutlicht Claußen.*
Der CO2-Ausstoß des Militärs wurde auf Druck der USA in Klimaabkommen wie dem Kyoto-Protokoll 1997 und dem Pariser Klimaschutzabkommen 2015 ausgeklammert. Bisher ist er damit kein verpflichtender Bestandteil und wird weder konsistent erhoben noch transparent veröffentlicht. Das hätte sich auch in den vergangenen Jahren kaum geändert, heißt es in dem Bericht weiter.
Vom 06. Bis 18. November 2022 findet im ägyptischen Scharm El-Scheik die 27. Internationale Klimakonferenz statt. Um den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 Grad zu halten, bleiben der Weltgemeinschaft nur noch wenige Jahre. „Wir können es uns nicht leisten, dass diese Klimakonferenz wieder ohne Beschlüsse für konkrete Maßnahmen zu Ende geht. Die Emissionen des Militärs ab jetzt verpflichtend zu erheben, wäre ein Anfang“, urteilt Claußen abschließend.
Weitere Informationen:
Den gesamten Bericht finden Sie hier: https://ceobs.org/wp-content/uploads/2022/11/SGR-CEOBS_Estimating_Global_MIlitary_GHG_Emissions.pdf
*Über die direkten Klimaauswirkungen des Ukraine-Kriegs schreibt Dr. med. Angelika Claußen im IPG-Journal: https://www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/klimakiller-krieg-6068/
Darüber hinaus, finden Sie hier weitere Hintergrundinformationen: https://www.ippnw.de/frieden/klima-und-krieg.html
Kontakt:
Lara-Marie Krauße (IPPNW), Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030 698 074 15, E-Mail: krausse[at]ippnw.de
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