IPPNW-Pressemitteilung vom 18. Februar 2021

Bernard Lown ist gestorben

Entwickler der Elektro-Defibrillation und Friedensnobelpreisträger

Die deutsche IPPNW-Sektion trauert um ihr Ehrenmitglied Bernard Lown, Initiator und Mitbegründer der internationalen IPPNW. Er starb am 16. Februar 2021 im Alter von 99 Jahren. Im Juni wäre er 100 Jahre alt geworden. Lown war Professor der Kardiologie an der Harvard-Universität in Boston, USA und entwickelte die lebensrettende Elektro-Defibrillation. Gemeinsam mit dem russischen Kardiologen Evgenij Chazov nahm er 1985 den Friedens-Nobelpreis für die IPPNW entgegen.

„Bernard Lown verstand Krieg als Krankheit und den Atomkrieg als ihre extremste Form. Lown war überzeugt, dass die Überwindung der nuklearen Bedrohung nur gelingen kann, wenn die Ungleichheit auf unserem Planeten abnimmt, anstatt immer weiter zu wachsen. Bis zuletzt galt seine Sorge und sein Engagment der wieder zunehmenden Gefahr eines verheerenden Atomkrieges. Erst im Januar veröffentlichte er im New England Journal of Medicine einen dringenden Appell an uns Ärztinnen und Ärzte, in dem er uns zur aktiven Unterstützung des Atomwaffenverbotsvertrages auffordert“, erklärt Dr. Helmut Lohrer, International Councillor der deutschen IPPNW-Sektion.

Lown wurde am 7. Juni 1921 in Utena, Litauen, als Sohn eines Schuhmachers geboren. Die Familie emigrierte 1935 in die USA. Das Studium der Medizin absolvierte Lown an der University of Maine und promovierte 1945 an der Johns Hopkins University School of Medicine. Lown hätte auch den Nobelpreis für Medizin verdient: Er hat wegweisendes in der Erforschung des „Plötzlichen Herztodes“ geleistet und hat erheblichen Anteil an der Entwicklung des heute zum notfallmedizinischen und kardiologischen Standard gehörenden Defibrillators, womit weltweit Hunderttausenden das Leben gerettet wurde.

Lown war einer der ersten Mediziner, die die Gruppe Physicians for Social Responsibility 1960 ins Leben riefen, die sich gegen die nukleare Kriegsgefahr engagierten. Die Initiierung der medizinisch-wissenschaftlichen Kooperation mit der Sowjetunion führte ihn mit Prof. Evgenij Chazov, Direktor des Nationalen Herzforschungs-Instituts in Moskau und ebenfalls Kardiologe, zusammen. Lown appellierte an seinen sowjetischen Kollegen, die Ärzteschaft in Ost und West dürfte angesichts eines drohenden Atomkriegs nicht schweigen. Mit einer gemeinsamen Erklärung sechs sowjetischer und US-amerikanischer Ärzte folgte 1980 die Gründung der IPPNW. Lown und Chazov erhielten 1985 stellvertretend den Friedensnobelpreis.

Er traf sich mehrmals mit Präsident Michail Gorbatschow, um über die atomare Abrüstung zu reden. Gorbatschow schrieb in einem Brief an Lown, dass sein politisches Handeln, so auch das von ihm bestimmte einseitige Atomtest-Moratorium, wesentlich durch die IPPNW beeinflusst worden sei. In seinem Buch „Perestroika - Die zweite Revolution. Eine neue Politik für Europa und die Welt“ bespricht er ausführlich die auf Fakten beruhenden Warnungen der IPPNW vor der nuklearen Bedrohung.

Den Appell im New England Journal of Medicine finden Sie unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2033335

 

Kontakt:
Lara-Marie Krauße, krausse[at]ippnw.de, Tel. 030 - 69807415
Angelika Wilmen, wilmen[at]ippnw.de, Tel. 030 - 69807413

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